Weltfrauentag: Plädoyer für einen Tag im Femininum!

Liebe Leserinnen, heute ist Weltfrauentag! In Zeitungen, auf Instagram, Twitter und allen möglichen medialen Kanälen werdet ihr heute deshalb signifikant mehr auf sie stoßen als sonst: Frauen. Es wird euch wahrscheinlich auffallen, weil es die anderen 364 Tage im Jahr anders ist. Nach wie vor braucht es einen Weltfrauentag, damit wir Frauen einmal nicht medial unterrepräsentiert sind. Dabei sind wir im Allgemeinen nicht nur medial unterrepräsentiert, sondern auch an vielen anderen Stellen – zum Beispiel sprachlich.

 

Frauen fühlen sich nicht angesprochen

 

Denn trotz Gendersternchen wird zur Verallgemeinerung im geschriebenen wie im gesprochenen Wort oft nach wie vor das generische Maskulinum verwendet. Das soll bedeuten, dass „Professor“, „Arzt“ oder „Astronaut“ linguistisch nicht nur Männer, sondern natürlich ebenso die restliche Allgemeinheit, also auch Frauen, mit einbezieht. Einige Studien (hier, hier oder hier) legen nahe: Nette Idee, funktioniert aber nicht. Wer die männliche Form liest, stellt sich tendenziell auch Männer darunter vor. Ich mache deshalb heute mal einen Test und schreibe in diesem Artikel nicht nur über das generische Femininum, sondern auch im generischen Femininum. Um euch, liebe Leserinnen, zu zeigen: Es ist absurd, zu denken, dass sich irgendwer anders als das jeweilige Geschlecht von einem generischen Irgendwas ganz selbstverständlich angesprochen fühlt.

 

Ein generisches Irgendwas schließt immer aus

 

Die Grundordnung der Universität Leipzig spricht übrigens schon seit 2013 nur noch von Professorinnen, Wissenschaftlerinnen und Dozentinnen – mit einer Fußnote und Verweis darauf, dass diese Formulierung auch Männer meint. Sehr zum Ärger von Feminismus-Gegnerinnen, die darauf pochen, dass es sehr wohl auch ein generisches Femininum gibt: Die Person, die Führungskraft, die Geisel. Stimmt auch, aber da gibt es eben auch keine sprachliche Alternative. Jetzt den Vertreterinnen der Uni Leipzig zu folgen und ein generisches Femininum einzuführen, wäre aber auch nicht zielführend und würde unsere männlichen, und im Übrigen auch alle restlichen Mitbürgerinnen, sprachlich diskriminieren.

 

Generisch feminin am Weltfrauentag?

 

Aber: Der Weltfrauentag wäre vielleicht eine geeignete Gelegenheit, es mal für einen Tag zu tun. Um zu zeigen, dass es weder ein generisches Maskulinum noch ein generisches Femininum zur Verallgemeinerung geben kann oder sollte, weil sich alle anderen davon tendenziell nicht angesprochen fühlen. Natürlich ist es – übrigens auch für uns Frauen – komisch, in einem Artikel von Sprachwissenschaftlerinnen, Nachbarinnen oder Pädagoginnen zu lesen, in dem auch männliche Namen vorkommen. Weil man sich unter der weiblichen Form dann eben nur Frauen vorstellt. Warum also sollte das beim Maskulinum anders sein?

 

Die Unterrepräsentation der Frau sprachlich einmal aushebeln

 

Frauen sind ohnehin schon stark unterrepräsentiert – in der Politik, in Unternehmensführungen und Vorständen. Wenn sie also auch sprachlich nicht explizit genannt werden, begünstigt das ein kulturelles Bild, in dem Frauen in vielen gesellschaftlichen und beruflichen Gruppen eine untergeordnete Rolle spielen. Also, liebe Journalistinnen, Unternehmensberaterinnen, Juristinnen, Schülerinnen oder was ihr auch sonst so macht: Sprecht doch eure Klientinnen, Lehrerinnen oder Kolleginnen heute einfach mal mit dem generischen Femininum an (natürlich im Kollektiv, nicht im Sinne von Herr Professorin). Und schaut, was passiert. Frankfurter Kommunikationsberaterinnen haben genau das übrigens diese Woche auch mal ausprobiert und alle Mails, Posts und Kundinnentexte in weiblicher Form geschrieben.

 

Der einzig richtige Weg: Das Gendersternchen!

 

Nach diesem Experiment können wir alle – Frauen, Männer, und andere, die sich weder dem einen noch dem anderen zugehörig fühlen – vielleicht zum Ernst des Lebens zurückkehren und über eine sinnvolle Alternative reden: Das Gendersternchen. Gerade in der deutschen Sprache mag das vielleicht unbequem sein, aber es ermöglicht Leser*innen und Schreiber*innen eine deutlich inklusivere Sprache. Und auch wenn der Weg zur Gleichberechtigung lange nicht bei der Sprache endet, so kann es doch einer weiterer Schritt in die richtige Richtung sein.

 

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Bildquelle: Pexels unter CC0 Lizenz