Werden digitale Kleidungsstücke nun zum neuesten Trend?

Bislang wird die digitale Prägung der Textilindustrie durch zwei Faktoren bestimmt: E-Commerce und Instagram. Doch mittlerweile entwickelt sich der Einfluss, der sich stetig wachsenden Digitalisierung, auch in diesem Bereich einen Schritt weiter. Virtuelle Kleidung heißt eine der neuesten Strategien, mit denen aufstrebende Player der Fashion-Industrie ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken wollen. 

Dass es sich bei diesem neuen Trend um keine Nische handelt, zeigte das Unternehmen “Rare Sneaker”. Mit ihren “NFT”-Modellen zeigten sie, dass mit virtuellen Schuhen ebenso ein Geschäft möglich ist, wie mit echter Fußbekleidung. Aufgrund dieses Erfolges gingen Experten sogar davon aus, dass die Modebranche durch eine solche Herangehensweise in Zukunft nachträglich geprägt wird. Um an jenem neuen Trend teilzuhaben, sind jedoch bestimmte technologische Rahmenbedingungen zu erfüllen.

Befürworter der digitalen Kleidung sprechen eine nach wie vor bestehende Problematik an. Für die Anfertigung sogenannter “Fast Fashion” werden Menschen und auch die Umwelt ausgebeutet; nur für Kleidung die in der heutzutage sich schnell verändernden Welt vielleicht nur ein Selfie vom Altkleidercontainer entfernt ist. Der Umstieg auf rein virtuelle Einkleidung scheint für die Befürworter des Trends daher naheliegend.

Pioniere der digitalen Bekleidungsindustrie sehen ihre Ansichten auch durch globale Veränderungen bestätigt. “Durch die Anfang 2020 ausgelöste Corona-Pandemie wurde das Leben in die digitale Sphäre verschoben, wodurch Endgeräte wie Smartphones, Laptops oder auch Tablets mehr an Bedeutung gewinnen konnten. Das erkennt man unter anderem auch an der wachsenden Nachfrage nach Bildungsangeboten im IT- und Medienbereich” erläutert einer der Entwickler von metalecture.com. Diese Entwicklung könnte auch für die Modebranche zum Rettungsanker werden – die Wachstumsgewissheit wurde nämlich in großem Ausmaß erschüttert. Durch die Pandemie bedingte Rückgänge werden alleine in Europa auf bis zu 35 Prozent geschätzt.

Ausgelöst durch diese Entwicklungen und auch den Boom der “NFT”-Sneaker haben haben viele Unternehmen auch einen weiteren Vorteil des digitalen Einkleidens entdeckt. Durch das Einbauen eines sogenannten “Smart Contracts”kann der Ersteller eines Kleidungsstückes festlegen, dass im Falle eines weiteren Verkaufs eine zusätzliche Erlösbeteiligung ausgezahlt wird. 

Abgesehen von “Rare Sneaker”, die durch den Verkauf von Schuhen in unterschiedlicher Limitierung bereits einen Gesamtumsatz im Millionenbereich erzielen konnten, existieren mittlerweile auch andere Player auf diesem Gebiet. “DressX” besitzt in etwa einen Online-Shop, welcher neben vielseitiger Unisex-Mode beispielsweise auch Blusen exklusiv für Damen oder Mäntel speziell für Herren in ihrer Produktion anfertigen lässt. “The Materialised” nutzt zusätzlich eine eigene Blockchain, welche den kompletten Ablauf vom Kauf über die Aufbewahrung bis hin zum Tragen der digitalen Mode abbildet. 

Obwohl sich mit jenen Beispielen bereits einige Unternehmen einen Namen machen konnten, wird Zeit in diesem Bereich der entscheidende Faktor bleiben. In diesem Zusammenhang wird nämlich die aktuelle Generation, die sich mit Business-Anzügen einkleidet, wohl nicht auf den Zug aufspringen. Stattdessen muss gewartet werden, bis die Anzahl jener Menschen, die bereits in Videospielen Geld für virtuelle Objekte ausgibt, sich entsprechend erhöht hat. Wer sich allerdings bereits heute digital einkleiden möchte, muss noch tief in die Tasche greifen. Bislang besteht das Angebot fast ausschließlich aus exklusiven Stücken, welche in der Regel mehrere Tausende Euro kosten.

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