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Warum ich Rory Gilmore heute die Freundschaft kündigen würde

What the fuck, Rory?

 

Nicht ein Mal wird thematisiert, warum sie überhaupt eine Affäre mit Logan eingegangen ist und warum zur Hölle es ihr ziemlich egal ist, mal wieder in eine Beziehung dazwischenzufunken.

Hier geht es nicht darum, dass sie erwachsen geworden ist und längst nicht mehr das schüchterne Mädchen, das für die nötige Moral sorgt. Hier geht es vielmehr darum, dass sie das, was sich in Ansätzen ab Staffel 5 abzeichnet, in der sie eine Yacht klaut, weil ihr nichts Besseres einfällt, um einen Misserfolg zu verarbeiten, mittlerweile richtig auslebt: Arroganz. Da wäre die Website, die ein Jahr lang versucht, Rory als Journalistin zu gewinnen. Weil sie sich irgendwann dann doch durchringt, geht sie zum Vorstellungsgespräch – und versagt auf ganzer Linie. Sie ist nicht vorbereitet und, noch schlimmer, sie kann sich daraufhin kein einziges Thema für ihre erste Geschichte aus den Fingern ziehen. Die Folge: Sie kriegt den Job nicht. Anstelle einzusehen, dass sie es halt einfach vermasselt hat, kehrt sie die Bitch nach Außen. Und ich als ebenfalls freiberufliche Journalistin sitze vor meinem Laptop, während mir die Glasnudeln im Hals stecken bleiben.

 

Es war schön mit dir, Rory.

 

Ich war vorbereitet gewesen. Und ich machte mir nichts vor. Es war klar, dass niemand mehr mit einem Pager herumlaufen wird, stattdessen wird das Smartphone-Thema unserer Generation durch den Wifi-Witz in Luke’s Diner sehr schön dargestellt. Es war auch klar, dass alles ein bisschen glamouröser, eben netflixiger sein würde. Und es war auch klar, dass Rory nicht mehr bei jedem Wehwehchen bei ihrer Mutter klingeln würde, sondern manches nun alleine regeln kann. Weil sie eben erwachsen geworden ist. Doch der Zauber der zwei Frauen, die Tatsache, dass sie sich gegenseitig brauchen und sich gegenseitig zu dem machen, wofür die Einzelne letztendlich steht, ist verflogen.

Vielleicht hätte ich diese Wandlung besser nachvollziehen können, wenn mir Palladino nur ab und an einen Einblick in die Gedankenwelt von Rory gewährt hätte. Wenn das, was Gilmore Girls jahrelang ausmachte, sich fortgesetzt hätte. Nämlich dieses unvergleichliche Gefühl, zu vermitteln, dabei sein zu können. Nicht nur Zuschauer sein, sondern mit Rory durch Stars Hollow laufen und am Ende in Lorelais oder Lanes Arme zu fallen.

Aber so funktioniert das nicht. Und das ist angesichts dessen, dass es 600 Minuten Zeit gab, die an so viel Unnötiges verschenkt wurden, wirklich schade.