Blonde Frau

„Was ’ne Tussi“: Wie Vorurteile die Gesellschaft formen

„Schau dir die Tussi an!“ – „Der ist so ein richtiger Macho“ – „Sie ist ein totales Pferdemädchen“: Vorurteile formen die Gesellschaft und begleiten wahrscheinlich uns alle.

Als liberaler Mensch glaubt man von sich selbst, dass man ohne Vorurteile durchs Leben geht. Und doch sind da diese Momente in der Stadt:

  • Ein komischer Kauz geht an dir vorbei und du hältst deine Tasche fest, um anschließend zu kontrollieren, ob noch alles da ist.
  • Die Obdachlosen am Straßenrand, die sind doch bestimmt drogensüchtig – in Deutschland muss doch niemand auf der Straße sitzen.
  • Diese hübsche Frau an der Seite eines so unattraktiven Mannes?! Der hat doch bestimmt viel Geld.

Der erste Eindruck kennt keine zweite Chance 

„Hallo, ich bin die Neue“: Viel mehr Worte braucht es wohl nicht, um einen ersten Eindruck zu hinterlassen. Denn offenbar dauert es gerade einmal 0,3 bis maximal 7 Sekunden, bis man einen Menschen einordnet. Doch ist das gerecht? Ist ein Vorurteil einmal gesetzt, ist es schwer, wieder von ihm abzulassen. Wir beziehen jede Kleinigkeit mit ein. Eine Studie der TU Chemnitz lässt vermuten, dass sogar der Vorname eines Menschen uns vermeintliche Informationen gibt, um die jeweilige Person in eine Schublade packen zu können. Wir stellen uns unter dem Namen X eine andere Person vor als unter dem Namen Y.

Die Ohnmacht der Vorurteile

Die Psychologin Juliane Degner spricht gegenüber der Welt von einer angeborenen Fähigkeit, Gruppen einzuordnen. Diese Fähigkeit sei schon bei Babys zu erkennen und als Selbstschutz zu verstehen. Können wir uns also gar nicht gegen die Flut an Vorurteilen wehren? Zumindest werden Informationen, welche sich in Vorurteile umwandeln lassen, leichter wahrgenommen. Robert Rosenthal und Kermit L. Fode erkannten bereits Anfang der 1960er-Jahre, dass Vorurteile ebenso unser Verhalten prägen. Zwar helfen sie uns, Informationen einzuordnen, jedoch sind sie für viele Menschen ein Hindernis: Nur wenn man sich ihnen stellt, lässt man neue Menschen wirklich in sein Leben und kann langfristig auch im eigenen Kreis Diversität ermöglichen.

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Bildquelle: Nick Arnot via Unsplash; CC0-Lizenz