Wie wird man glücklich? Bhutans Strategie

Die große Mehrheit der Deutschen gibt an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Doch Zukunftsängste, steigende Mieten und anstrengende Chefs wollen unserer Zufriedenheit scheinbar oft den Kampf ansagen. Aber wie schafft man es, glücklich zu sein? Was sind die Voraussetzungen für ein glückliches Leben? Und inwiefern können wir für unser Glück selbst etwas tun?

Oft spielt das Streben nach Glück eine zentrale Rolle. Aber wo man anfangen und was man ändern muss, weiß man manchmal nicht so genau. Einige Schulen in Deutschland und die Regierung in Bhutan wollen bei diesen Fragen helfen und bieten Denkanstöße.

Kann man Glück erlernen?

Bisher gibt es „Glück“ erst in sechs Bundesländern als Schulfach. 2007 entwickelte ein Lehrer ein Konzept für das Fach – vor allem, um Kindern die Freude am Lernen näherzubringen und den Leistungsdruck von ihnen zu nehmen. Denn nehmen Kinder auf einer Schulbank Platz, soll in ihnen die Neugierde geweckt werden und nicht das Gefühl, alles stupide auswendig lernen zu müssen.

Zum Ziel hat das Schulfach die Zufriedenheit der Kinder. Mit Inhalten zur persönlichen Weiterentwicklung, zur Selbstakzeptanz oder zu sozialen Beziehungen soll auch die Lebenskompetenz erlernt werden. Zum persönlichen Glück gehören natürlich auch die Erfüllung eigener Träume oder Bedürfnisse, aber auch der richtige Umgang mit dem Scheitern. Dabei spielen vier Fragen eine zentrale Rolle: Wer bin ich? Was brauche ich? Was kann ich? Was will ich?

Aus dem Klassenzimmer gehen dann Schüler*innen, die mehr an sich selbst glauben, ihre Ziele optimistischer verfolgen und auch mit anderen verständnisvoller umgehen. Einige Pädagog*innen beschreiben das Schulfach als „Kompass für ein gelingendes Leben“.

Bhutans Bemühungen zum Glück

Bereits im 17. Jahrhundert wurde in Bhutans Verfassung vermerkt, dass die Notwendigkeit einer Regierung nichtig wird, wenn sie nichts zum Glück der Bevölkerung beiträgt. 300 Jahre später erwähnte Jigme Singye Wangchuck den Begriff „Bruttonationalglück“ das erste Mal gegenüber einem Interviewer auf die Frage nach dem Bruttoinlandsprodukt. Dieses Konzept nahm aber erst Gestalt an, als die Regierung die vier Säulen, auf dem sich das Bruttonationalglück stützt, definiert hatte. Zum Glück der Bevölkerung tragen demnach am meisten soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Umweltschutz und Kunst- und Religionsfreiheit bei.

Zur Erhebung des Bruttonationalglücks werden Bhutans Einwohner*innen seit 2008 regelmäßig zu neun Kategorien befragt. Dazu gehören Fragen zur politischen Freiheit, Spiritualität oder ihrer soziokulturellen Partizipation. Es kann zwar nicht direkt nachgewiesen werden, dass die Arbeit am Bruttonationalglück große Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Aber Bhutan hat einige positive Veränderungen zu verzeichnen, die vor allem in den Bereichen der vier Säulen stattgefunden haben.