Wildtierhandel: Die angeblichen Heilkräfte von Pangolin und Co

Die Gute Nachricht vorweg: In China gilt das Schuppentier, auch als Pangolin bekannt, nicht länger als Teil traditioneller Medikation. Das liegt natürlich auch den aktuellen Umständen rund um Corona.
Doch welche heilende Wirkung wird dem niedlichen Schuppentier eigentlich nachgesagt? Und welche anderen Wildtiere sind noch aufgrund ihrer angeblichen Wunderwirkungen durch Wildtierhandel bedroht? Ein Überblick über 5 Mythen.


1. Die Schuppen des Pangolin

Auch bei der traditionellen Medizin gibt es Schattenseiten, besonders wenn Wildtiere mit ins Spiel kommen, deren Körperteile heilende, ja beinahe magische Kräfte besitzen sollen. Die meisten dieser Heilkräfte sind wissenschaftlich allerdings nicht erwiesen (oft handelt es sich um den Placebo-Effekt) und die Art und Weise, wie diese Medizin beschafft und hergestellt wird, ist grausam und bringt Tiere an den Rand der Ausrottung. So auch beim Pangolin.

Nicht erst seit Corona erobert das Schuppentier die Headlines, gilt es doch seit Jahren als das am meisten gehandelte Säugetier der Welt. Alle Pangolin-Arten sind aufgrund ihrer Schuppen vom Aussterben bedroht: Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sollen sie gegen Hauterkrankungen, Ödeme, Blutstauungen, entzündete Wunden und sogar Krebs helfen. Dafür werden sie geröstet, gekocht oder zu Pulver oder Pasten verarbeitet. Fakt: Die Schuppen bestehen aus Keratin, genauso wie unsere Fingernägel.



2. Das Horn des Nashorns

Gestern zu tief ins Glas geschaut? Das Nashorn-Horn kann Abhilfe schaffen. Angeblich. Denn als Pulver soll es wahre Wunder wirken – gegen Kopfschmerzen, Fieber, Schlaganfälle, Gicht, Rheuma, Epilepsie, Krebs und einiges mehr. Tatsächlich besteht das Horn ebenfalls aus Keratin, ohne magischen Anti-Kater-Effekt. Auch als Aufputschdroge ist das Pulver besonders in Vietnam beliebt.


3. Das Knochenmark der Giraffe

Mit einem Rückgang von ca. 40 Prozent in den letzten 15 Jahren wird auch das größte Tier der Welt mittlerweile als gefährdet eingestuft. Diese dramatische Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass sowohl Knochenmark als auch Gehirn der Giraffe gegen HIV und Aids helfen sollen. Erst nach diesen Behauptungen wurde die Giraffe für Wilderer richtig interessant.


4. Alles vom Tigers
Zum Tiger im Bett werden? In der Traditionellen Chinesischen Medizin nimmt man das anscheinend wörtlich, denn Tigerpenisse sollen aphrodisierend wirken. Außerdem sollen die Schnauze gegen Epilepsie, die Knochen gegen Arthritis und die Schnurrhaare gegen Karies helfen. Obwohl vermutlich kein Arzt der TCM heute noch Tigerknochen verschreiben würde, hält sich der Irrglaube und macht den Tiger zu einem Dauergast auf hauptsächlich asiatischen Schwarzmärkten.


5. Die Galle des Kragenbären
Die flüssige Galle des Kragenbären gilt in manchen Kulturen als Wundermittel. In Vietnam werden die Tiere daher in sogenannten Gallen-Farmen gezüchtet, wo ihnen bei lebendigem Leib Gallenflüssigkeit abgezapft wird. Wogegen die Flüssigkeit nun auch helfen soll? Gegen COVID-19. Die chinesische Regierung hat die Nutzung von Tan Re Qing empfohlen, ein traditionelles Medikament, das Bärengalle enthält. Die Gallensäure wirkt sogar tatsächlich gegen Gallensteine und Lebererkrankungen – ein Bär ist für ein Arzneimittel allerdings nicht mehr notwendig, da es schon lange synthetisch hergestellt werden kann.

Von all diesen Heilkräften sind kaum welche wissenschaftlich erwiesen. Das ist in den meisten Kulturen allerdings nicht bekannt, weshalb der Schlüssel zu einem Ende des Tierleids in der Aufklärung liegt. Denn wenn die Konsumenten einmal wissen, dass diese Tierteile nichts bewirken, wird die Nachfrage abnehmen. Ist ja bestimmt auch nicht ganz billig, so ein Tigerpenis.




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Bildquelle: Oregon State University und Werner R. via flickr; CCO-Lizenz