Wie Worte unser Denken beeinflussen

Euphemismen und Dysphemismen

In den Jahren 2015 und 2016 flüchteten Millionen von Menschen vor Krieg und Elend. Europa baute indessen fleißig Grenzzäune. Nicht jedes Land wohlgemerkt und nicht sofort, doch früher oder später wurde es überall diskutiert. In den darauffolgenden Jahren sahen wir auch einen enormen Anstieg rechtsextremer, nationalkonservativer und islamfeindlicher Gruppierungen. Die Wörter „Migranten“, „Flüchtlinge“ und „Asylanten“ wurden zu Waffen, mit denen jetzt ein Krieg der Weltanschauungen geführt wurde. Bis gegen „Messermänner“ und „Kopftuchmädchen“ gehetzt wurde war es nur noch ein Katzensprung.

Gruppen wie Pegida, die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ oder die „Identitäre Bewegung“ wollten mit schönen Worten locken. Eine Identität zu haben, auf die man stolz ist, kann schließlich nicht so falsch sein, oder? Jede*r von uns hat ja eine Identität. Beides sind Euphemismen (beschönigende Ausdrücke) für die gleiche Aussage: „Die da sind anders, deshalb wollen wir die hier nicht“. So können wir uns selbst dabei erwischen, wie wir mit einigen Aussagen sympathisieren, solange wir sie nicht im großen Kontext betrachten. Denn natürlich will keiner Kriminelle ins Land lassen und ja, einige der Geflüchteten sind straffällig geworden. Aber ob jemand eine Straftat begehen wird, lässt sich an Hautfarbe oder Name genauso gut ablesen wie am Sternzeichen – nämlich gar nicht.

Und dann sind da ja noch die verdammten Gutmenschen: Das sind diese verblendeten, naiven Leute, die anderen Menschen in Not helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Widerlich, nicht wahr? Das war übrigens Sarkasmus und außerdem ein perfektes Beispiel für einen Dysphemismus (negativ wertender Ausdruck).