Tatort Franken Interview

Franken-Tatort: Yella Yarí Fenner, gibt es am Sonntag Untertitel?

Von Stefanie Witterauf

Am Sonntag feiert der Franken-“Dadord“ mit „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ sein Debüt. Die Schauspieler Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs ermitteln als Hauptkommissare und jagen die Verbrecher im Norden Bayerns. Wir haben uns mit der Producerin Yella Yarí Fenner auf Kaffee, Bier und Pfeffi getroffen und sie mit Fragen gelöchert.

ZEITjUNG.de: „Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn“- Fränggisch ist schon ein ausgeprägter Dialekt. Gibt es am Sonntag Untertitel für den Rest der Nation?

Yella Yarí Fenner: Unsere beiden Hauptkommissare sind keine gebürtigen Franken. Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs sind fantastische Schauspieler, das war für uns das Wichtigste. Der von Fabian Hinrichs gespielte Hauptkommissar Felix Voss zieht neu nach Nürnberg. Wir begleiten ihn dabei, wie er in der Stadt ankommt und sich dort zurecht findet. Wir wollten keinen künstlichen Dialekt anführen, bei dem die Schauspieler sich verstellen müssen und deswegen schlechter spielen. Damit ist niemandem geholfen. Den Dialekt bedienen wir lieber über unsere großartigen fränkischen Ermittler, gespielt von Eli Wasserscheid, Andreas Leopold Schadt und Matthias Egersdörfer.

Wie bist du denn zum Film gekommen?

Ich war auf dem Internat Schloss Salem am Bodensee. Dort hatte ich einen Lehrer, der ein amerikanischer Dokumentarfilm-Regisseur war. Ich habe Film immer geliebt, aber damals habe ich gedacht, dass die Branche nur aus Schauspielern besteht – roter Teppich, Glamour. Dass viel mehr dahinter steckt, habe ich irgendwie ausgeblendet. Aber durch meinen Mentor wurde mir klar, dass ich beruflich etwas mit Film machen will. Sicher nicht als Schauspielerin. Sobald eine Kamera auf mich gerichtet ist, werde ich total steif und fühle mich unwohl. An der Macromedia Medienhochschule habe ich Film und Fernsehen studiert und über ein Praktikum bin ich bei Hager Moss gelandet. Der Frankentatort ist der zweite Film, den ich als Producerin betreue. (Wir trinken den ersten Pfeffi und machen Selfies)

Das hört sich nach einem ganz schönen Durchlauf an.

Es gehört auch viel Glück dazu. Ich denke, es wird für mich auch Zeiten geben, in denen nicht alles so glatt läuft wie bisher. Aber ich liebe meinen Job und es ist für mich keine Überwindung, am Montag in die Arbeit zu gehen. Das liegt auch daran, dass wir uns hier bei Hager Moss alle sehr gut verstehen und ich mit unserer Produzentin Kirsten Hager eine tolle Chefin habe.

Gedreht wurde in Nürnberg und Erlangen. Wie sind die Franken denn so?

Alle waren total nett und aufgeregt. Es gab einen riesigen Ansturm. Die Franken haben schon jahrelang auf einen eigenen Tatort hingefiebert. Wenn wir gedreht haben, kam es oft vor, dass sich Menschentrauben von Schaulustigen um unseren Drehort gesammelt haben. Dabei waren sie super lieb, sind nicht durchs Bild gelaufen und haben geschaut, was passiert. Sobald klar war, dass Hager Moss Film die Produktion übernimmt, haben viele Nürnberger auch direkt bei uns angerufen und ihre Wohnung angeboten, manche sogar ihre Oldtimer zur Verfügung stellen wollen und rund 2000 Menschen wollten als Komparse dabei sein. Diese Begeisterung war wahnsinnig ansteckend.

Warst du denn davor schon mal in Nürnberg?

Nein, ich habe die Stadt mit dem Dreh kennengelernt. Ich bin mit dem Regisseur Max Färberböck mit dem Zug zum ersten Mal für ein Casting und eine erste Motivbesichtigung hingefahren. Noch bevor wir richtig angekommen sind, hat er aufgeregt in alle Richtungen gedeutet und Straßen, Mauern und Ecken von Nürnberg gesehen, die er im Tatort zeigen wollte. Ich habe Nürnberg als schöne Stadt wahrgenommen und das wird man am Sonntag auch im Tatort sehen – hoffe ich. (lacht und löffelt Milchschaum von ihrem Cappuccino)

Du bist ja gerade erst 28 Jahre alt geworden. Das ist schon sehr jung für eine Producerin. Die meisten Kollegen von dir sind älter. Wurdest du schon mal aufgrund deines Alters nicht ernst genommen?

(Lacht) Klar, gibt es die, die mich sehen und sich denken: „Huch, das junge Mädchen mischt sich mit ein.“ Aber ich denke, wenn man gute Arbeit macht, dann wird man schnell akzeptiert.
(Wir trinken noch einen Pfeffi)

Tatort ist ein altes Format – wieso schauen sich das so viele junge Leute an?

Das Schöne beim Tatort ist, dass es ein Format ist, mit dem man viel experimentieren kann. „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur ist zum Beispiel rausgestochen. Er war schon fast wie ein Tarantino.

Können wir uns auch auf so einen abgefahrenen Tatort am Sonntag freuen?

(Lacht) Wir haben nicht versucht, uns an bestimmten Vorbildern zu orientieren. Der Franken-Tatort hat eine ganz eigene Tonalität – irgendwo zwischen poetischem Drama und melancholischem Who-Dunnit. Er ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Die Schauspieler haben eine super gute Leistung erbracht und das ganze Team war motiviert und hat seine Arbeit geliebt. Ich glaube, dass man das dem Tatort anmerkt.

Wie geht’s für dich weiter?

Am Sonntag ist die Premiere in Nürnberg. Meine Mutter begleitet mich. Ich bin schon sehr aufgeregt und freue mich riesig. Danach haben wir auch schon Projekte, aber darüber darf ich noch nichts Konkretes verraten.

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Bildquelle: privat