Tom Odell Banane Interview

Zum Heiland mit Tom Odell: „Weißt du, Touren ist verrückt…“

Ist es schwer, Freundschaften aufrecht zu erhalten, wenn man so viel unterwegs ist wie du?

Nein, mit wahren Freunden musst du nicht die ganze Zeit im Kontakt sein.

Lass uns über das Alleinsein reden! Bist du gut darin?

Ja, ich denke, es ist wichtig für meine mentale und körperliche Gesundheit hier und da mal alleine zu sein. Letzte Nacht zum Beispiel: Wir hatten einen sehr stressigen Tag, sind nach München geflogen und ich war erst um Mitternacht im Hotel. Ich hatte eine Stunde ganz für mich alleine und das war einfach sehr schön.

„Me-Time“…

Ja, es war einfach nett. Ich habe bloß geduscht und nicht das Gefühl gehabt, irgendwo sein zu müssen. Das ist sehr wichtig – und ich denke auch, dass das eines der wichtigsten Dinge für dieses Album war, nach dem ganzen Tour-Zirkus alleine zu sein. Weißt du, Touren ist verrückt. Es sind so viele Menschen um dich herum und deswegen bin ich auch nach New York gegangen – ich wollte Zeit haben, um zu reflektieren und alleine zu sein. Das ist sehr wichtig, um Songs zu schreiben.

Denkst du, dass Alleinsein schwierig ist? Ich habe viele Leute in meinem Umfeld, die sich schwer tun, alleine zu sein. Gibt es einen Trick?

Ich denke, als Songwriter und wahrscheinlich auch als Autor ist Isolation notwendig und ich denke, um seine Ziele zu erreichen, muss man manchmal alleine sein. Ich habe unglaublich viel Zeit alleine verbracht, um das erste Album zu schreiben. Tage ohne Ende für dieses Album. Nach einer bestimmten Zeit wird es ungesund, da passt dann aber die Sache mit der Freundschaft sehr gut. Die Balance zu halten, ist wichtig.

Du hast das Touren gerade als Zirkus bezeichnet – gewöhnt man sich jemals an diesen Zirkus? Daran, im Mittelpunkt zu stehen, die ganzen Leute um einen herum und an Menschen wie uns, die hier einfach so reinkommen und all diese Fragen stellen?

Lacht. Es ist ziemlich ungesund, so viel im Mittelpunkt zu stehen.

Aber du bist dir dessen bewusst und kannst damit umgehen?

So lange du dir dieser Oberflächlichkeit bewusst ist, ist es okay.

Könntest du damit umgehen, wenn das Ganze nächstes Jahr vorbei wäre?

Denkt lange nach. Ja, definitiv! Denkt weiter nach. Ja, ich denke schon. Ich denke aber nicht, dass es vorbei sein wird. Der Knackpunkt ist – und das ist mir bei vielen „Stars“, die ich in meinem Leben getroffen habe aufgefallen -, dass du zwischen den Menschen differenzierst, die dich wirklich lieben und die, die dich auf eine andere Art mögen.

Wenn du ein Konzert vor 2000 Menschen spielst, dann gibt es da eben Leute, die deinen Namen rufen und „Dinge“ schreien. Und dann ist da zum Beispiel deine Mutter und die liebt dich, die kennt dich und du bist ihr sehr wichtig. Es ist einfach eine andere Sache. Zum Beispiel kennt keiner von euch mich wirklich gut, ihr wisst nichts über mich und trotzdem seid ihr sehr freundlich zu mir. Wisst ihr, es ist einfach eine freundliche Art von Beziehung, die wir hier gerade haben.

Naja, das hier ist eben einfach mehr oder weniger professionell…

Ja, genau, das ist es. Es ist sehr wichtig, zwischen den Menschen zu differenzieren, die einfach nur ihren Job machen und deine Musik mögen.

Die Menschen, die deine Bilder bei Instagram kommentieren, sind auch sehr nett zu dir, aber irgendwie ja nicht professionell.

Ja, es schmeichelt mir sehr, aber man muss das alles aus einer gewissen Perspektive betrachten, denn immer wenn deine Fans – und ich liebe meine Fans, ich wäre ohne sie nicht dort, wo ich heute bin – etwas Nettes sagen, sagen Menschen gleichzeitig schlechte Dinge über dich. Weißt du, das passiert die ganze Zeit: Du kannst auf YouTube so viele verschiedene Arten von Kommentaren lesen – es gibt immer genau so viel schlechte wie gute Kritik. Es ist wichtig, eine Art Level aufrecht zu erhalten: Gute Kritik sollte kein Lachen auf dein Gesicht zaubern, aber schlechte Kommentare sollten dich auch nicht zum Weinen bringen.

Lass uns über Ehrlichkeit sprechen: Bist du gut im Ehrlichsein?

Ja, ich denke schon. Relativ gut.

Muss man als Musiker ehrlich sein?

Ja, definitiv! Ich denke, es ist sowas wie die Grundvoraussetzung. Es geht natürlich nicht darum, das genaue Datum aufzuschreiben, an dem dieses und jenes passiert ist, aber es geht um die Ehrlichkeit dir selbst und den Menschen um dich herum gegenüber. Es geht darum, die Dinge nicht unter den Teppich zu kehren, sondern ihnen ins Gesicht zu schauen und mit dir selbst ehrlich zu sein. In der Musik geht es nur um Ehrlichkeit – du musst dir nur mal Neil Young anhören – Ich habe Neil Young übrigens letztens getroffen!

Wirklich?

Ja, in einer Flughafen Lounge in Los Angeles. Vor drei Tagen oder so.

Hast du ihn angesprochen?

Ja, ich bin rüber gegangen und habe „Hallo“ gesagt. Ich war vor zwei Jahren sogar mal seine Vorband in London, aber damals habe ich ihn nicht getroffen. Aber er war cool, und am Laptop, was ich irgendwie seltsam fand.

Business!

Jaaa! Lacht.