Zum Heiland mit Tom Odell: „Weißt du, Touren ist verrückt…“

Zwischen Musiker und Zuschauer herrscht ein – nennen wir es – „unfaires“ Verhältnis: Menschen singen deine Gedanken und fühlen deine Gefühle. Kommt dir manchmal der Gedanke, dass du auf der Bühne zu viel von dir preisgibst?

Darum geht es im Leben, darum dreht sich das gesamte menschliche Leben! Wir können kommunizieren und eine der schönsten Seiten an der Musik ist die Möglichkeit, mit Menschen durch Texte und Musik zu sprechen. Eines der lebensbejahendsten Dinge ist es, einen Song zu hören, der zu dir spricht und dich weniger alleine fühlen lässt. Einfach nur, weil er genau das sagt, was du seit Jahren gedacht oder gefühlt hast, aber einfach nicht artikulieren konntest.

Wenn ein Song dazu fähig ist, sagt er dir, dass du nicht alleine bist. Ich bin genau wie du, ich habe genau das gefühlt. Es ist genau so, wenn du Neil Young hörst. Du hörst seine Lieder und du weißt vielleicht gar nicht, was genau, aber du weißt, dass er etwas sagt – direkt zu dir. Nicht zu all den anderen Leuten, sondern direkt zu dir. Und dann kannst du fühlen, dass es nicht nur dir so geht. Deshalb ist Musik so machtvoll und deswegen glaube ich auch, dass wir nicht zu schüchtern oder ängstlich sein sollten, um zu sagen, wie wir uns fühlen. Wir sollten unsere Gefühle teilen. Es ist unglaublich – hast du das Chewbacca Video gesehen?

Ja!

Weißt du, was so fantastisch an YouTube ist? Es ist genau wie mit dieser Chewbacca-Sache: Ich habe es gestern Nacht angesehen, weil ich mich gefragt habe, wieso das Millionen von Menschen angesehen haben. Und wenn sie dann langsam anfängt zu lachen und dabei diese Chewbacca-Maske trägt, dann ist diese pure Freude, die sie mit der Welt teilt, einfach so lebensbejahend. Darum geht es doch im Leben – es geht darum, Freude zu teilen. Deswegen gefällt auch so vielen Menschen dieses Video.

Aber denkst du nicht, dass du sehr mutig sein musst, um deine Gedanken und Gefühle zu teilen?

Ja!

Ist Songs schreiben mutig?

Naja, im Verhältnis – es ist nicht wie in den Krieg ziehen – aber, ja, man braucht ein bisschen Mut. Nicht besonders viel, aber ich empfehle jedem, es zu tun. Danach fühlst du dich gut und letztendlich besser als davor. Dieser Song „Happy“ Er zeigt auf ein Poster von Pharrell Williams an der Wand. Denk‘ mal an all die Menschen, die zu diesem Song „happy“ waren. Aber ernsthaft, dieses Chewbacca-Video: Ich war deswegen gestern wirklich gut gelaunt. Ich war so müde und ein bisschen unzufrieden, aber ich musste so sehr über dieses Video lachen, ich war „happy“, was schön ist. Schau‘ es dir an! Vielleicht war ich aber auch einfach sehr müde…

Wir schnacken noch ein bisschen über dieses Video, das Tom Odell ganz schön beeindruckt zu haben scheint. Ganz nebenbei gibt es eine zweite Runde HEILAND. Cheers! Angedüdelt geht es weiter:

Lass uns über deine Spotify-Playlist sprechen! Hast du sie alleine zusammen gestellt?

Ja, ich habe alle Songs ausgesucht!

Die ist nämlich ganz schön gut, diese Playlist!

Oh, aber da ist ein Song, den mein Assistent ausgewählt hat.

Welcher denn?

Er hat den da reingeschmuggelt: Thin Lizzy.

Wir haben uns schon gefragt…

Ja, Thin Lizzy ist nicht so mein Ding. Aber das ist auch der einzige Song, den ich nicht mag.

Bist du so anspruchsvoll, was das Auswählen von Musik angeht? Ist es wichtig für dich, den richtig Song zur richtigen Zeit zu hören?

Ja, wenn du nach guten Songs suchst, dann suchst du nach der Wahrheit. Ich finde diese Playlist sehr gut und bin wirklich stolz. Ich denke, ich bin stolzer auf diese Playlist, als auf das Album, wenn ich ehrlich mit dir bin.

Was für ein schönes Schlusswort – in diesem Moment geht die Tür auf und wir müssen den HEILAND wieder einpacken. Tom Odells neues Album Wrong Crowd ist am 10. Juni 2016 erschienen.