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Make politics great again! Für mehr Interesse an der Politik

Von Agnes von Laffert

Eins der meistdiskutierten Themen dieses Jahres war der Brexit. Viel beachtet und umstritten dabei vor allem das ‚Generation-Gap’ zwischen Jung und Alt – „I’m annoyed that baby boomers have messed things up for us again.“ Doch wieso wurden empörte Stimmen wie diese erst nach der Wahl laut? Wie kann es sein, dass bei einer so bedeutungsschweren Entscheidung nur 36 Prozent aller 18-24 Jährigen ihr Wahlrecht nutzten?

Die Antwort ist enormes politisches Desinteresse, etwas, das viel zu sehr dem Generation-Y behafteten Klischee der Faulheit und des Egoismus entspricht. Etwas, das sich offensichtlich nur negativ auszahlt. Etwas, das sich ändern sollte.

 

Wissen macht Ah!

 

„Unwissenheit ist ein Segen.“ Hat die Matrix-Figur Cypher damit recht? Ganz klar, ja. Wer regelmäßig Zeitung liest oder die Tagesschau verfolgt, Dokus sieht oder mit Betroffenen redet, kommt irgendwann unweigerlich an den Punkt, an dem er/sie angesichts der Geschehnisse in der Welt nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder sich irgendwo verkriechen will, um nichts mehr davon hören zu müssen. Wer darauf aus ist, sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und dabei aus dem eigenen kleinen Kosmos nicht heraustritt, entgeht dem. Entgeht zur Zeit den Bildern aus Mossul und Aleppo, entgeht den moralischen Fragen zu Gerechtigkeit und Verantwortung, die sich den allermeisten dadurch aufdrängen. Das ist bequemer, aber kann es auch wirklich erfüllend sein? Sind es doch gerade die Vielfalt und der Wunsch nach Gemeinschaft, die das menschliche Zusammenleben so schwierig, aber auch so schön machen. Wir sollten unsere Möglichkeiten nutzen, um uns zu informieren, zu bilden, auszutauschen und uns dann für eine (besser) funktionierende Gesellschaft einzusetzen.

Dank Internet geht zumindest das Sich-informieren heute wahnsinnig leicht und schnell. Viele Online-Zeitungen sind kostenlos. Wer nicht gerne liest, kann Radio hören oder Videos schauen. 24/7 zugänglich. Keine Zeit für sowas weil Schule/Uni/Arbeit? Wirklich? Wohl eher weil Snapchat/Instagram/Facebook und Twitter. Prioritäten anders setzen. Denn:

 

Politik ist toll

 

Ein Blick in den Bekanntenkreis genügt, um festzustellen, dass es bei politischen und gesellschaftlichen Fragen immer dieselben sind, die in lautstarke Diskussionen ausbrechen, sich dabei gegenseitig mit Schlagwörtern wie „Erbschaftssteuer“, „Bedingungsloses Grundeinkommen“ oder „Türkei-Deal“ bombadieren und offensichtlich auch noch Spaß daran haben. Währenddessen sitzen andere daneben und stöhnen innerlich erleichtert auf, sobald das Gespräch wieder in unverfänglichere Bahnen gelenkt wird. Der Lieblingsdozent, das Prinz-Pi-Konzert, die nächste Geburtstagsfeier, Lisa hatte letztens was mit Tom, will eigentlich noch jemand ein Bier?

Dabei sind Diskussionen nicht erst schön, wenn sie vorbei sind, sondern vor allem dann, wenn man mitreden kann. Natürlich, es kann sich nicht jeder für alles interessieren. Doch die Politik unterscheidet sich von individuellen Vorlieben wie Literatur, Musik oder Sport dadurch, dass sie uns alle betrifft, unsere Gesellschaftsordnung und das Zusammenleben regelt, Möglichkeiten birgt und (zu) viele Grenzen setzt – im wörtlichen und im anderen Sinne.

Politik ist nicht langweilig. Oder nur für Wichtigtuer. Bei ihr geht es nicht nur um etablierte Parteien und anzugtragende Theoretiker, die sich bemühen, einfache Sachverhalte in möglichst komplizierte Worte zu fassen. Es geht auch um soziales Engagement, Eintreten für Werte und Hinterfragerei. Politik ist hochinteressant, komplex und persönlicher als man denkt. Oft auch viel zu undurchsichtig, korrupt und scheiße, ja, aber gerade dann soll das doch nicht so bleiben.