Wenn 2016 doch nur 1 Witz wär‘ (Erdogan würde es sicher verklagen)
Von FernSehErsatz
Machen wir uns nichts vor. 2016 ist für uns alle bisher nicht unbedingt das geworden, was wir uns erhofft hatten: besser als 2015.
Klar – der ein oder andere wird seine große Liebe gefunden, die nächste Beförderung eingesackt oder ein supermegaseltenes Pokémon auf Level 100 gefangen haben (das Leben ist aber nun mal kein Pokémonhof).
Für viele von uns wäre es aber wahrscheinlich schöner, wenn sich 2016 am Ende doch bloß als ein weiterer Fake von Jan Böhmermann herausstellt. Oder meinetwegen auch als ein nie enden wollender schlechter Aprilscherz vom humorlosesten Menschen des Jahres aka Erdogan.
*history class in the year 2100*
Teacher: So, we’ve finished 2015. On to 2017!
Student: What about 2016—
Teacher: We don’t talk about 2016— Samantha Shannon (@say_shannon) 25. Juli 2016
Lass die miesen Witze bleiben
Wenn dem so wäre, wüsste ich wohl endlich auch, warum auf einmal so viele Menschen auf Arschlöcher mit schlechten Frisuren hören und wieso eigentlich kein Promi gestorben ist, den man nicht(!) mehr sehen oder hören wollte (RIP again Bud Spencer, Miriam Pielhau, Muhammad Ali, Prince, Roger Willemsen, Dave Mirra, David Bowie…sorry, die Liste ist einfach zu lang).
Für die Zukunft bitte ich die nächsten Jahre darum, solche miesen Witze auf jeden Fall zu unterlassen. Ansonsten geht nämlich wieder ’ne Anzeige raus. Irgendein völlig veralteter Paragraph wird sich für eine Anklage schließlich schon finden. Also pass bloß auf 2017. Und du auch, 2018.
Vielleicht ist 2016 nur ein langer schlimmer Aprilscherz und wir machen bald am 2. April weiter?
— Florian. (@extrakaese) 10. Oktober 2016
Apropos Zukunft. So futuristic 2016 auch klingt, die letzten 9 1/2 Monate haben sich ja eher wie ein großer Schritt Richtung Vergangenheit angefühlt. Alles scheint sich zu wiederholen. In den USofA versucht ein Vollhorst Präsident zu werden, Independence Day, das Dschungelbuch und die Ghostbusters liefen im Kino, jeder will ein Pikachu und das neue Beginner-Album – und währenddessen diskutiert Deutschland über Nazis, Ausländer und Killerspiele. Und nebenbei muss per Gericht eine Frage geklärt werden, die Tucholsky schon vor knapp 100 Jahren beantwortet hat (Satire darf alles – auch Ziegen pimpern). Alles scheint sich zu wiederholen.
Okay, okay – ich weiß. Früher war ja angeblich nicht alles schlecht und einige dieser Wiederholungen haben wir uns ja auch gewünscht (ein rertromantisches ♡ für den Mini-NES von Nintendo). Ein Comeback von 1933 bzw. PEGIDioten, die blau lackierte NPD und brennende Flüchtlingsheime gehören allerdings definitiv nicht dazu.
Auch wenn ich natürlich weiß, dass diese ganze politische, rassistische und sächsistische Kackscheiße, die so passiert, nicht erst seit 2016 passiert. In diesem Jahr ist sie aber so präsent geworden, dass sie inzwischen beinahe zum Alltag gehört und man bei der Masse an Eilmeldungen kaum noch hinterherkommt. Mit dem Auskotzen über selbige auch nicht. Und all das dank einer besorgniserregenden Besorgnis von angeblichen Nicht-Nazis über vorm Krieg geflohene Menschen, die bei uns Hilfe suchen und die mein persönliches Leben bisher eigentlich in keinster Weise verändert oder gar verschlechtert haben (ehrlich gesagt kenne ich nicht mal jemanden, der jemanden kennt, dessen Leben durch die Flüchtlinge tatsächlich schlimmer geworden ist.
Angst habe ich allerdings auch. Nur halt nicht vor einem sich sowieso zu allem, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, bekennenden IS und einem Terrorismus, der statistisch gesehen weniger wahrscheinlich zu meinem Tode führen kann als ein Essen, an dem ich mich so sehr verschlucke, dass ich ersticke.
Ich fürchte mich vor gefährlicheren Gefahren. Da ich aber aus Geschichte(n) gelernt habe, mach‘ ich es nun wie Danny in American History X und lasse die jemanden formulieren, der das besser kann. Mit einem Gedicht von Christine (mehr als ihre Begabung für Plottwists, dass sie sich gefreut hat, als ich ihren Text schon mal geteilt hab‘ und sie das hoffentlich auch jetzt tut, weiß ich über die Autorin leider nicht).
Großvater, wie war das damals? Also heute und so? pic.twitter.com/Skp0EldkJg
— Muetsch (@muetsch107) 30. Januar 2016
Nach diesen harten Worten nun aber zum etwas erfreulicheren Teil: das Jahr ist noch nicht vorbei. Wobei natürlich abzuwarten bleibt, ob das wirklich der erfreuliche Part ist. Bei so viel Pessimismus kann ein wenig Optimismus ja aber auch nicht schaden.
Gut kann das Jahr vermutlich zwar nicht mehr werden, aber immerhin ja vielleicht besser. Und das Tolle ist: wir können es beeinflussen. Wie? Nun – das ist eigentlich so simpel, dass selbst die idiotischsten Idioten es verstehen sollten. Damit sie das auch wirklich tun, lass‘ ich an dieser Stelle mal ganz witz- und formlos 2016 selber sagen, was es euch zu sagen hat – und zwar so wie es dieses Jahr eben so spricht: Make 1fach Love vong Menschlichkeit her.
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Über den Autor:
Mein Name ist irgendwas mit Medien, ich komme aus einem Neuland vor unserer Zeit und habe irgendwann mal Sascha studiert. Ich bin im Rolli geboren, sitz aber dazu und bin durchaus gerne mal behindert. Wenn ich nicht gerade rauche oder auf meinem Blog bloggse, mach‘ ich irgendwas mit Fruity Loops oder Hackfleisch. Hobbies habe ich auch. Über mich selbst zu sprechen gehört allerdings nicht dazu. Damit meine “Biographie” hier jedoch nicht kürzer kommt als alle anderen, verrat’ ich euch noch die Top 3 meiner Lieblingsworte: „larifari“, „nukular“ und „nein“.