Interview: „22 gegen die Erde“ – Ein Film zur rechten Zeit

Am 25. April gab es für Pixar allen Grund zur Freude. Der Animationsfilm „Soul“, welcher die rührende Geschichte des lebensbejahenden Joe Gardner erzählt, gewinnt den Oscar als bester Animationsfilm und für die beste Filmmusik. Passend zu der Doppelauszeichnung dürfen sich Fans von „Soul“ auf eine weitere Reise in das Davorseits freuen. Ab dem 30. April wird der Kurzfilm „22 gegen die Erde“ auf Disney+ verfügbar sein, der zeitlich vor den Geschehnissen rund um Joe Gardner spielen wird. 

Zentrale Figur des Kurzfilms ist die namensgebende Seele 22, die seit Jahrtausenden im Davorseits lebt und sich weigert, auf die Erde zu gehen. Ihre jüngeren Seelen-Freunde hingegen können es kaum erwarten. So muss 22 immer und immer wieder gute Freunde verabschieden, die sie an die „böse“ Erde und das Leben verliert. In ihrer Wut fasst 22 einen Entschluss und wirbt fünf kleine Seelen an, um mit ihnen eine Rebellion zu starten. Die aufständischen Aktionen der Gruppe führen jedoch zu unerwarteten Wendungen und einer überraschenden Offenbarung über den Sinn des Lebens. Der Kurzfilm entstand unter der Regie des Pixar-Veterans Kevin Nolting, der bereits bei unzähligen Werken in verschiedenen Rollen seinen Fußabdruck hinterließ, darunter „Findet Nemo“, „Oben“ oder „Soul“. Wir haben den US-Amerikaner virtuell getroffen und mit ihm über einen Film geredet, der vielleicht genau zur richtigen Zeit kommt. 

ZEITjUNG: „22 gegen die Erde spielt vor den Ereignissen des international erfolgreichen „Soul“ von 2020. Warum hast du entschieden, einen zusätzlichen Kurzfilm in dieser Welt und über die Seele 22 zu machen?

Kevin Nolting: Soul war die Geschichte von Joe Gardner. Aber selbst in der frühen Produktion von „Soul“ hatten wir die Idee von 22, die sogar einige Zeit als Hauptcharakter gehandelt wurde. Als wir an dem Film weiter gearbeitet haben, haben wir Joes Charakter immer besser kennengelernt – seine Familie, sein Leben. Gleichzeitig haben wir aber viel über 22 nachgedacht. Sie war 4.000 Jahre lang im Davorseits. Was hat sie dazu gebracht? Wir hatten ganz viele Geschichten, brauchten sie aber nicht für „Soul“. Mit diesem Kurzfilm können wir nun auch ihr früheres Leben entdecken. 

Eine mitreißende Geschichte in einem Kurzfilm zu erzählen, stelle ich mir schwierig vor. Aber obwohl „22 gegen die Erde“ nur rund sechs Minuten lang ist, ist es sehr einfach für den Zuschauer/die Zuschauerin auf einer emotionalen Ebene mitzufühlen. Wie schafft man das?

Viel erreicht man durch die Bearbeitung und das Rauslassen von überflüssigem Material. Man muss die Dinge schnell einführen. Wir haben herausgefunden, dass 22 ihre Freunde verliert. Das ist alles, was wir in der ersten Szene kommunizieren mussten. Das zieht sich durch den gesamten Editierprozess, man muss sich auf die essentiellen Dinge konzentrieren. Man hat einfach keine Zeit für zusätzliche Elemente.