Kate Mara im Interview: „A Teacher“ – eine verhängnisvolle Affäre
In der neuen Disney+-Serie „A Teacher“ geht es um die junge Lehrerin Claire (Kate Mara) und ihren 17-jährigen Schüler Eric (Nick Robinson). Claire hilft Eric bei den Prüfungsvorbereitungen. Bei der Nachhilfe kommen sich die beiden schnell nahe. Diese Beziehung bleibt nicht ohne Folgen. „A Teacher“ zeigt auf bewegende, vielschichtige und sensible Weise, wie sich die Verbindung von Claire und Eric auf deren gesamtes Umfeld auswirkt.
Wir haben Kate Mara zum Zoom-Interview getroffen und mit ihr über die Miniserie, den Druck des Frauseins und das Tabu von Männern in der Opferrolle gesprochen.
ZEITjUNG: In „A Teacher“ spielst du eine Frau, die ihre Grenzen überschreitet. Was sind für dich die faszinierendsten Aspekte von Claires Charakter?
Kate Mara: Ich war am meisten fasziniert davon, warum sie die Entscheidungen trifft, die sie trifft. Was passiert danach? Wie sieht ihr Leben aus, nachdem sie diese Entscheidungen getroffen hat, und wie verändert das ihre Beziehungen? Die Beziehung zu ihrer Familie, ihren Freund*innen und ihrem Mann, der ja trotzdem bei ihr bleibt, nachdem er von der Affäre weiß. Wie geht es danach weiter? Das war interessant für mich.
Für mich war faszinierend, die Lügen zu erforschen, die wir uns selbst erzählen, oder speziell die Lügen, die sie sich selbst erzählt, die ihr Verhalten und die Verdrängung entschuldigen, mit der sie seit geraumer Zeit lebt.
Das Thema ist fast schon ein Klassiker: Ein junger Schüler und seine Lehrerin beginnen eine Affäre. In den Medien gibt es viele reale Fälle, aber meistens geht es eben um Lehrerinnen, selten hört man von männlichen Lehren und Schülerinnen, die eine einvernehmliche Affäre oder Beziehung beginnen. Warum ist es immer noch ein größerer Skandal, wenn eine Frau eine Affäre mit einem jüngeren Mann beginnt, besonders wenn es ein Machtungleichgewicht gibt, also wenn sie in der Machtposition ist? Was denkst du?
Das ist einer der Gründe, warum Hannah Fidell, die die Serie ins Leben gerufen hat, „A Teacher“ machen wollte. Es gibt diese gesellschaftliche Faszination für die Lehrer-Schüler-Beziehung, speziell wenn es um weibliche Lehrer geht. Und die Stereotype und Doppelmoral, die damit verbunden sind, das ist einer der Gründe, warum wir die Serie machen wollten, um genau das wirklich zu erforschen und darzustellen – nicht nur aus der Sicht der Lehrerin, sondern auch aus der Sicht des Schülers. Es ist wichtig, dass wir die Geschichte nicht nur aus Claires Perspektive erzählen, sondern dass wir auch sehen, wie es für Eric ist, was die Folgen davon in seinem Leben bedeuten. Diese andere Sichtweise ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist, diese Geschichte zu erzählen. Wir bekommen beide Seiten zu sehen und das macht die Serie aus.
Was ist also das moralische Dilemma, das die Serie untersucht? Warum ist es ein Problem, dass die ältere Frau den jungen und vielleicht unerfahrenen Mann verführt?
Ich denke, es ist der Machtmissbrauch. Sie ist Lehrerin. Also unabhängig davon, dass auch Erics Alter ein rechtliches Problem darstellt, ist es das Ausnutzen der Machtposition, das am verheerendsten ist.