„Der Zickenkrieg hat ausgedient“

In der Berufswelt werden Frauen oft von ihren männlichen Kollegen nicht ernst genommen. „Mann“ macht noch viel zu oft Kommentare über sie: Sie hätte(n) ihre Tage, sie hätte(n) zu wenig Sex oder sie sei(en) eine „Zicke„. Wenn es eine offene Stelle gibt, insbesondere bei Führungspositionen, sind Frauen benachteiligt, einfach weil sie Frauen sind. Frauen verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Und als sei das nicht schon schlimm genug, feinden sich Frauen im Job oft noch untereinander an, anstatt sich zu supporten.

Konkurrenz gehört im Job zwar dazu, aber manchmal wirkt es so, als könnten Frauen nicht damit umgehen. Konkurrenz findet bei Frauen scheinbar häufig auf einer indirekten Ebene statt, wo vieles nicht ausgesprochen wird. Doch kann man diese Gefühle nicht „gesund“ ausleben? Oder dieses Konkurrenzdenken gar ablegen?

Wir sprachen darüber mit Business Coach Martina Beykirch, die mit jungen Frauen diese Thematiken behandelt. Sie findet, Konkurrenz habe ausgedient und man könne in der Berufswelt nicht mehr auf Frauen verzichten.

Gehen Frauen wirklich anders als Männer mit Konkurrenz um?
In der Berufswelt herrscht – leider immer noch viel zu häufig – harte Konkurrenz. Damit rechnen Frauen zunächst nicht und setzen eher auf Kooperation. Konkurrenz arbeitet jedoch mit Machtspielen und strategischem Verhalten. Da sind „weibliche Werte“ fehl am Platz.
Während „männliche Alphatiere“ tendenziell auf spielerischen Kampf, Dominanz und Alleingang setzen, bevorzugen „weibliche Alphatiere“ vergleichsweise Kommunikation, Integration und Team-Work. Wenn von Erfolg die Rede ist, sprechen Frauen gern von „Wir“ und Männer von „Ich“. Interessant ist auch, dass Männer in Vorstellungsrunden „Leiter von…“ sind und Frauen „Verantwortlich für…“. Frauen und Männer haben unterschiedliche Werteskalen und Herangehensweisen, wenn es um Arbeit und Führung geht, und somit auch bei dem Thema Konkurrenz.

Gibt es non-verbale Konkurrenz?
Klar, das auf der Persönlichkeitstheorie von Sigmund Freud beruhende Eisbergmodell führt uns sehr gut vor Augen, dass die Sachebene (oberhalb der Wasseroberfläche!) nur 10 – 20 Prozent der Kommunikation ausmacht. Während auf dieser „Spitze des Eisbergs“ bewusst und verbal kommuniziert wird und es um Zahlen, Daten, Fakten geht, geschieht auf der Beziehungsebene (unterhalb der Wasseroberfläche!) der Hauptteil der Kommunikation, die oft unbewusste, nonverbale Kommunikation. Da werden zum Beispiel Körpersprache, Mimik, Gestik, Gefühle, Ängste oder Erfahrungen mit transportiert.

Wie geht man am besten mit Konkurrenz um? Haben Sie Tipps?
Für mich hat das Thema „Konkurrenz in der Arbeitswelt“ langfristig ausgedient. Wirklich Zukunft haben Synergie, Toleranz und Akzeptanz. Aus Erfahrung wissen wir allerdings, dass Veränderungen ihre Zeit brauchen. Solange also dieses antiquierte Mind-Set noch besteht, empfehle ich den Frauen:

Traut euch! Lasst euch nicht abschrecken und stellt eure Kompetenzen zur Verfügung!

Bleibt euch treu und versucht nicht, die „besseren Männer“ zu werden!

Unterstützt euch gegenseitig – Zickenalarm hat ebenfalls ausgedient!

Wir Frauen sind in der Lage, auch in den männerdominierten Berufen, hervorragende Leistungen zu erbringen und die Gesellschaft wird sich Zukunft nicht leisten können, auf Frauen in Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung zu verzichten.

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Beitragsbild: Unsplash unter CC0-Lizenz