So helfen dir Filme und Serien, Sprachen zu lernen und weltoffener zu werden
Ganz egal, ob ihr Filme und Serien lieber Originalton mit Untertiteln oder doch synchronisiert guckt: Beides bietet Vor- und Nachteile und beeinflusst sogar, wie Menschen in Europa Sprachen lernen.
Die Online-Sprachschule Preply hat sich mit der Frage beschäftigt, wie das Thema europaweit ausschaut und welche nationalen Unterschiede existieren. Zusätzlich dazu hat man sich mit Sprachexpert*innen in Verbindung gesetzt und sie über die Auswirkungen der Übersetzungsmethoden auf den Sprachlernprozess befragt.
Die Ergebnisse veröffentlichte Preply in einem Blog-Eintrag auf der eigenen Website, hier bekommt ihr aber eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.
Die lange, komplizierte Geschichte der Synchronisation
In vielen südeuropäischen Ländern ist Synchronisation Pflichtprogramm: Dazu gehören etwa Italien und Spanien. Aber auch in Mitteleuropa – vor allem Österreich, der Schweiz und Deutschland – werden internationale Inhalte aller Art fleißig synchronisiert. In Osteuropa hingegen werden bevorzugt Voiceover verwendet, bei denen ein*e Sprecher*in alle Figuren vertont.
Die volle Synchronisation hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen erlaubt sie es den Zuschauer*innen, sich auf das Geschehen zu fokussieren oder nebenher einer anderen Aktivität nachzugehen. Schließlich müssen sie da nicht dauernd mitlesen. Damit erreicht man eine breitere Masse, was durchaus seine wirtschaftlichen Vorzüge hat.
Daneben spielten zur Anfangszeit aber auch politische Aspekte eine wichtige Rolle. Totalitäre Regimes der 1930er Jahre setzten das Werkzeug der Synchronisation ein, um Kontrolle über Filme und Serien auszuüben. So konnten regimekritische Inhalte manipuliert und zensiert sowie unerwünschte Meinungen oder Filmelemente abgeändert werden. Unter Mussolini in Italien und Franco in Spanien wurde damit zudem versucht, die eigene Amtssprache gegenüber regionalen Dialekten und Minderheitssprachen wie Sizilianisch oder Katalanisch durchzusetzen.
Sprachenlernen mit Spaßfaktor
Will man eine Sprache lernen oder besser beherrschen, ist das Gucken von Filmen und Serien mit der jeweiligen Sprachausgabe und mit Untertiteln ein sehr gute Idee. Die Studie zeigt:
- In Ländern, wo standardmäßig synchronisiert wird, sprechen weniger Leute gutes Englisch als in Ländern, wo Untertitel die Norm sind. Beim Hören schnappen wir echte Umgangssprache auf:
Spanischlehrer Connor Kane erklärt: „Wenn man jemanden, der eine Fremdsprache lernt, dazu ermutigt, sich Filme oder Serien in dieser Sprache anzusehen, könnte das für sie von Vorteil sein, vor allem am Anfang“. Die Erkenntnis, dass eine Sprache in der echten Welt existiert – nicht nur in Büchern, Apps oder im Klassenzimmer – sei laut Kane wichtig.
Filme und Serien unterhalten uns, und wenn wir aktiv zuhören, stellen sie eine Quelle für tatsächlich gesprochene Umgangssprache im örtlichen Kontext dar.
Connor Kane, Spanischlehrer
Noch besser sei es laut Bethany McCarter, Lehrerin für Englisch und Spanisch, allerdings, eine bereits bekannte Serie in einer anderen Sprache zu schauen. „Stellen Sie sich jemanden vor, der jede Folge von ‚Friends‘ auswendig kann. Er kennt die Handlung, die Pointen und die verborgenen Bedeutungen jeder Szene. Das ist die perfekte Voraussetzung für den Erwerb einer Zweitsprache“, sagt McCarter.
Kulturaustausch und Toleranz durch Sprache
Die Studie gibt außerdem eine Prognose für die Zukunft ab. Denn mit dem Trend hin zum Streaming und den damit verbundenen Möglichkeiten werden wir zukünftig wohl mehr Inhalte in anderen Sprachen als unserer Mutter- oder Zweitsprache konsumieren.
Ob wir in Deutschland nun also „Haus des Geldes“ auf Spanisch, „Squid Game“ auf Koreanisch oder die Engländer „How to Sell Drugs Online (Fast)“ auf Deutsch schauen: Setzen wir uns häufiger anderen Sprachen aus, werden wir ihnen gegenüber offener. Dies kann auch zu einer neuen Offenheit gegenüber der Kultur dahinter führen.
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