„Browser Ballett Heimatquiz“ mit Schlecky Silberstein und Anna Dushime: Über Satire und ihre Grenzen

Im Jahr 2016 ging das erste Video des „Browser Ballett“ online, von Anfang an mit dabei: Christian Brandes, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Schlecky Silberstein. Heute moderiert er zusammen mit Anna Dushime, die im Jahr 2019 dazugestoßen ist, das erste „Browser Ballett Heimatquiz“ auf ZDFneo. Wir haben mit den beiden darüber gesprochen und sind der Frage nachgegangen, welche Rolle Satire für sie spielt.

Im „Browser Ballett Heimatquiz“ stellen Schlecky Silberstein und Anna Dushime den Teilnehmer*innen die wirklich wichtigen Fragen: „Über welches Weihnachtsgeschenk von Goebbels hat sich Hitler am meisten gefreut?“, oder „Wie gendert man Taliban richtig?“.

Dass es hier ähnlich wild zugeht, wie man es vom Browser Ballett gewohnt ist, dürfte jetzt klar sein. Spitzzüngig und stets an der Grenze zwischen Geschmacklosigkeit und Irrwitz balancierend bringen uns Schlecky Silberstein und Anna Dushime Deutschland ein kleines Stück näher. Warum man sich jetzt dazu entschieden hat, eine Quizshow zu machen und wie man heute noch Satire macht, haben uns die beiden im folgenden Interview verraten. Viel Spaß!

Interview mit Schlecky Silberstein und Anna Dushime

ZEITjUNG: Woher kam die Idee, eine satirische Quizshow zu machen? Das war definitiv nicht auf meiner Bingo-Karte.

Schlecky: Im Brainstorming für unsere Filme sind wir immer wieder auf Fragen gestoßen, die sehr stark emotionalisieren. Der Klassiker ist „Wie viele Geschlechter gibt es?“, eine Frage, die ich immer anders beantworte, je nachdem, mit wem ich gerade ein Bier trinke. Irgendwann hatten wir so viele Sprengstoff-Fragen gesammelt, dass es für ein ganzes Quiz reicht.

ZEITjUNG: Es wabert ja immer wieder der Vorwurf durch den Äther, ob von Comedians oder von denen, die denken, sie wären welche: „Man dürfe ja gar keine Witze mehr machen!“ – Haben wir wirklich Humor verlernt oder liegt das Problem woanders?

Anna: Ich würde sagen, dass man immer noch über alles und alle Witze machen kann, jetzt aber unter Umständen mit deutlich mehr Gegenwind rechnen muss, da viele Menschen, die vorher unsichtbar gemacht wurden, jetzt mehr stattfinden und sich verteidigen können. Ich verstehe dieses reflexhafte „Man darf heute nichts mehr sagen“ als ein letztes Aufbäumen derer, die nicht mehr mithalten können, weil sie sich jetzt wirklich als gute Comedians beweisen müssen. Es reicht halt nicht mehr einfach nur auf Minderheiten verbal einzudreschen können und es Comedy zu nennen.

ZEITjUNG: Schlecky, du machst nun schon seit Jahren Satire mit dem Browser Ballett: Hat sich irgendetwas in eurer Herangehensweise an Comedy und Satire geändert in der Zeit? Manchmal hat man das Gefühl, es wird immer schwerer, zwischen Satire und der echten Welt zu unterscheiden.

Schlecky: Die Angst vor einem Shitstorm wächst von Jahr zu Jahr bei allen Beteiligten. Das Problem ist: Ich bin weiß, heterosexuell, 43 Jahre alt und habe kein Social Media. Ich haue also immer noch Gags raus, als wäre es 2018. Zum Glück habe ich ein Team um mich, das mich jeden Tag vor mir selbst schützt. Ohne Anna hätte ich jetzt einen Podcast mit Thomas Gottschalk.

Während Florian Schröder (l.) und Tara-Louise Wittwer (2.v.l.) beantworten sollen, wie viel der Döner in Berlin kostet, schwingt Host Schlecky Silberstein (2.v.r.) das Dönermesser. © ZDF /  Frédéric Batier