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Eine Beziehung, zwei Essgewohnheiten – Kann das funktionieren?

Der alte Spruch „Die Liebe geht durch den Magen“ ist mit der Zunahme unterschiedlicher Ernährungsweisen ernsthaft in Gefahr. Früher war alles recht einfach: Einer oder beide haben gekocht und miteinander das gleiche Gericht gegessen. Wer beim Partner Eindruck machen wollte, kochte dessen Lieblingsessen. Heute taucht die Frage „Und wie ernährst du dich?“ oft schon beim Kennenlernen auf.

Denkbar ist auch der Fall, dass sich erst im Lauf einer Beziehung einer der beiden Partner dafür entscheidet, ab sofort vegan zu leben. Angenommen, ein Veganer und ein Fleischesser verlieben sich. Hat das überhaupt eine Zukunft oder ist ständiger Streit vorprogrammiert?

Wo sind die Fallstricke, wo ergeben sich Gemeinsamkeiten, reicht die gegenseitige Toleranz aus?

 

Männer lieben Fleisch, Frauen leben vegan: Stimmt das überhaupt?

 

Man muss nur eine oder zwei Generationen zurückgehen. Da war es tatsächlich so, dass die meisten Männer sehr gern (viel) Fleisch gegessen haben, während Frauen sich oft mit einer kleineren Portion zufrieden gaben. In den 50er Jahren war es sogar so, dass häufig das Familienoberhaupt (natürlich männlich) Fleisch serviert bekam, während sich Mama und die Kinder mit den Beilagen begnügen mussten.

Pauschale Aussagen, ob immer noch überwiegend Männer zu den Allesessern gehören und sich Frauen öfter vegetarisch oder vegan ernähren, sind schwierig. Studien und Statistiken dazu gibt es zahlreich, doch zu jeder Studie existiert auch eine Gegenstudie.

Mehr: Warum Männer gerne Fleisch essen und Frauen lieber Salat

Generell sind solche Aussagen mit Vorsicht zu betrachten. Man könnte auch behaupten, dass Datingbörsen nur zum Finden schneller Sexkontakte geeignet sind. Dann taucht plötzlich das Gegenbeispiel auf, wenn die beste Freundin ihren Traumpartner über eine Singlebörse mit eindeutigen Angeboten gefunden hat und demnächst heiratet.

Apropos Singlebörsen – nicht ohne Grund gibt es inzwischen immer mehr Datingseiten, die sich auf Vegetarier oder Veganer spezialisiert haben.

Natürlich gibt es viele Frauen, die für ein saftiges T-Bone-Steak zu fast allem bereit sind, und natürlich gibt es viele Männer, die sich vehement für den Verzicht auf alle Produkte tierischen Ursprungs einsetzen!

Doch wie sieht es nun in der Praxis tatsächlich aus, wenn zwei unterschiedliche Essgewohnheiten und damit auch zwei Lebensstile aufeinander treffen?

Bei Vegetariern und Allesessern halten sich die Konflikte noch in Grenzen. Denn der Vegetarier verzichtet lediglich auf Fleisch, Wurst und teilweise auch auf Fisch. Veganer verzehren dagegen gar keine tierischen Produkte.

 

Das „gemischte Paar“ – vegan trifft auf omnivor

 

Wir stellen uns vor, der eine liebt Fleisch, Käse aus Kuhmilch, Austern und Honig. Und er trägt auch noch Schuhe aus echtem Leder und einen Kaschmirpullover. Der andere achtet sogar beim Weinkauf darauf, dass die Herstellung und Lagerung komplett vegan ist, bastelt Käse aus Cashewnüssen und lässt den Cappuccino stehen, wenn nicht nachweislich Pflanzenmilch für den Milchschaum verwendet wird.

 

Zusammen leben, gemeinsam kochen, miteinander essen: So klappt es mit der Liebe trotzdem!

 

Die wichtigste Voraussetzung: Akzeptiere, dass jeder Mensch selbst entscheidet, wie er sich ernährt. Wenn du das absolut nicht kannst, dann wird es schwierig. Kompromisse finden ist bei Veganern und Omnivoren fast nicht möglich. Zwar können viele Nahrungsmittel und Gerichte von beiden gegessen werden, wenn die Grundzutaten vegan sind. Aber du wirst niemals einen Veganer davon überzeugen können, dass das bisschen Speck im Eintopf nur dem Geschmack dient. Sobald nur eine Spur von tierischen Produkten verwendet wird, gilt das Essen als ungenießbar.

Im umgekehrten Fall ist es etwas einfacher. Du lebst vegan, du kannst gut kochen? Dann verrate erst einmal nicht, welche Zutaten sich im Essen verstecken. Wenn’s deinem Partner schmeckt, ist alles gut. Wenn er „echtes“ Fleisch tatsächlich vermisst, sollte er in der Lage sein, sich das Fleisch selbst zuzubereiten.

Damit die Liebe bleibt, auch wenn man beim Kochen und Essen völlig unterschiedliche Ansichten hat, ist viel Toleranz notwendig. Gegenseitiges Missionieren ist eher schädlich.

Was gar nicht geht: Dem veganen Partner tierische Produkte unterjubeln. Und nicht vergessen: Der Begriff „Fleischeslust“ hat noch eine zweite Bedeutung, die beim Diskutieren über unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten nicht vergessen werden sollte!