Ein neuer Lebensabschnitt bedeutet vor allem eins – viele Abschiede
Irgendwo zwischen Frankfurt und Köln ändert sich, wie immer, meine Stimmung. Die Melancholie über den Abschied von den alten Freunden, den ich schon wieder hinter mich bringen musste, verwandelt sich langsam, aber sicher in Vorfreude. Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Leuten, die ich seit ein paar Monaten auch Freunde nennen kann, mit denen ich mein neues, studentisches und vollkommen anderes Leben teile. Ich weiß auch, dass sich genau diese Gefühle in nicht allzu langer Zeit andersrum wieder einschleichen werden, diesmal irgendwo zwischen Köln und Frankfurt auf der Fahrt nach Hause — und so beginnt er, dieser Teufelskreis des Abschiednehmens.
Wie einfach die Zeiten noch waren, als Tschüss zu sagen nicht mehr bedeutet hat als “Bis morgen um 8 Uhr im Matheunterricht”. Wer aber zum Studium in eine andere Stadt, geschweige denn ein anderes Land zieht, der weiß, dass Tschüss nun alles heißen kann: bis in drei Wochen vielleicht, oder sogar erst in sechs Monaten, spätestens halt dann an Weihnachten. Und dazwischen viel Zeit, in der jeder sein eigenes Leben und seinen eigenen Alltag hat.
Alte Freunde geraten in den Hintergrund
Aber obwohl man bis vor ein paar Monaten noch gedacht hat, man funktioniert einfach nicht, ohne diese Menschen ständig um sich zu haben, wird es nach einer gewissen Zeit erstaunlich einfach. Wenn die ersten, etwas gezwungenen Treffen mit den Mitstudenten anfangen, Spaß zu machen, und sich richtige Freundschaften bilden, geraten die alten Freunde ganz automatisch erstmal in den Hintergrund. Und nach den ersten Monaten, in denen man in ein ganz neues Leben abgetaucht ist, merkt man voller Verwunderung, dass der erste Abschied vom neuen Freundeskreis — wahrscheinlich an Weihnachten — auch schon ziemlich schwer fällt. Und noch verwirrender wird es, wenn das Wiedersehen mit den alten Freunden richtig schön ist, und man sich nach den Feiertagen erneut fragt: “Wieso muss ich das alles jetzt schon wieder hinter mir lassen?”