ADHS-Diagnose: Ein reines Jungs-Ding?

ADHS wird in Deutschland häufiger bei Jungen diagnostiziert – etwa dreimal öfter als bei Mädchen. Doch ist dies auf tatsächlich höhere Betroffenheitsraten bei Jungen zurückzuführen oder gibt es andere Gründe, die die Diagnose bei Mädchen erschweren?

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte der Autorin enthält. Wenn wir von Jungs und Mädchen reden, beziehen wir uns auf weiblich und männlich gelesene Personen.

Was genau ist ADHS?

ADHS, kurz für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die vorwiegend in der Kindheit auftritt und das tägliche Leben der Betroffenen entscheidend beeinflussen kann. Ähnlich wie bei vielen anderen neurodiversen Phänomenen variiert die Ausprägung von ADHS erheblich. Einige erleben starke körperliche Unruhe, während andere Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten – und viele kämpfen mit beiden Herausforderungen gleichzeitig. Das Klischee des „Zappelphilipp“ besteht weiterhin, obwohl ADHS weit mehr als nur Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität umfasst und geschlechtsunabhängig ist.

(Nicht jedes unaufmerksame oder hyperaktive Kind hat zwangsläufig ADHS. Die Diagnose einer krankhaften Störung erfordert eine genaue Untersuchung durch eine*n erfahrene*n Arzt/Ärztin oder Psychotherapeuten/Psychotherapeutin, spezialisiert auf Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Wenn du Hilfe benötigst, wende dich am besten an deine*n Hausarzt/Hausärztin und stelle keine Selbstdiagnosen.)

ADHS: Mehr als nur ein Jungs-Problem

Aktuell wird bei Jungs dreimal häufiger eine ADHS-Diagnose gestellt als bei Mädchen, Frauen und Menschen, die nicht ins binäre Weltbild passen. Das hat verschiedene Gründe.

Unterschiedliche Symptome bei Mädchen

Es wird zunehmend klar, dass sich ADHS bei Mädchen oft anders manifestiert als bei Jungen. Mädchen neigen dazu, eher unauffällige Symptome zu zeigen, wie zum Beispiel innere Unruhe, Tagträumerei und soziales Rückzugsverhalten. Diese subtileren Anzeichen können leicht übersehen oder als normales Verhalten abgetan werden, was zu einer geringeren Diagnosehäufigkeit bei Mädchen führen kann.

Das sind einige typische Symptome für ADHS bei Mädchen und Frauen:

  • Tagträumerei
  • Hypersensibilität
  • Schwierigkeiten, Fristen einzuhalten oder Dinge zu erledigen
  • empfindlich gegenüber Kritik
  • Gefühl, dass Emotionen außer Kontrolle geraten
  • Scheinbar nicht motiviert
  • Häufig vergesslich
  • Hoher Redefluss
  • Schüchternheit und Rückzug
  • Niedriges Selbstwertgefühl
  • Soziale Angst
  • Selbstzweifel
  • Wirken nach außen faul und träge