ADHS-Diagnose: Ein reines Jungs-Ding?

Soziale Einflüsse und Geschlechterstereotype

Auch die gesellschaftlichen Rollenbilder haben einen Einfluss. Ärzt*innen schätzen Mädchen und Frauen bei den gleichen Symptom häufig emotionaler ein und schließen schnell auf Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen.

Außerdem werden Mädchen anders sozialisiert. Ihnen wird häufig vermittelt, dass sie ruhig und zurückhaltend sein sollen, während Jungs meist lauter und extrovertierter sein dürfen. Durch die andere Sozialisierung lernen Mädchen vielleicht eher, den Drang, jemanden zu unterbrechen oder hibbelig zu sein zu unterdrücken. In Bezug auf die Frage, ob sie gut zuhören können und andere nicht unterbrechen, würden Frauen mit ADHS auf einem Diagnose-Fragebogen daher eher die Antwort „ja“ ankreuzen.

Unterdiagnose bei Mädchen: Ein ernstzunehmendes Problem

Die Unterdiagnose bei Mädchen ist jedoch nicht nur statistisch relevant, sondern hat ernsthafte Konsequenzen. Unbehandeltes ADHS kann zu Schwierigkeiten im schulischen, beruflichen und sozialen Bereich führen, begleitet von Selbstwertproblemen, Angstzuständen und Depressionen.

Daher ist es wichtig zu betonen, dass ADHS kein reines Jungs-Defizit ist. Jeder Mensch ist anders und deshalb äußern sich ADHS-Symptome auch bei jedem unterschiedlich. Wenn wir als Gesellschaft und Ärzt*innen die Vielfalt der Symptome anerkennen, haben mehr Betroffene eine Chance auf Verständnis und eine zutreffende Diagnose. Natürlich empfindet nicht jede*r Betroffene sein*ihr ADHS als Leiden. Es ist daher eine ganz persönliche Entscheidung, ob eine ADHS-Diagnose überhaupt notwendig ist.

Verwendete Quellen:

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Bildquelle: Tara Winstead via Pexels; CC0-Lizenz