Bild: Matty Vogel

Alec Benjamin: Selbstablehnung ist die härteste Ablehnung

Seine Lyrics stehen für Tiefgang und erfrischende Ehrlichkeit. Alec Benjamin – ein Musiker, der gar nicht anders kann als seine Gefühle zu Papier zu bringen. Mit (Un)Commentary veröffentlichte der 27-Jährige am 15. April 2022 sein neues Album und bereitet sich auf seine Tour vor, die ihn auch durch Deutschland führen wird. Im Interview spricht er mit uns neben dem Album über Ablehnung, den Einfluss von Likes und Schreibblockaden. 

Es sind aufregende Zeiten für dich. Erst kürzlich hast du eine Milliarde Streams auf Spotify mit deinem Song Let Me Down Slowly geknackt, du warst Gast bei Jimmy Kimmel Live und jetzt veröffentlichst du dein neues Album (Un)Commentary. Was machst du in den Tagen vor einem Album-Release?

Alec: Größtenteils nervös sein (lacht). Ich glaube, dass heutzutage der sofortige Erfolg eines Albums weniger konsequent ist. Wenn man ein Album veröffentlicht, beginnt damit erst die richtige Arbeit. Dann geht es darum, die Leute daran zu erinnern, dass es existiert. Ich versuche also, mir nicht zu viel Druck zu machen, dass das Album in den ersten Wochen gleich den größten Erfolg feiert. Ich sehe es eher als Prozess. Selbst mit Let Me Down Slowly hat es einige Zeit gedauert. Der Song ist zwar in manchen Ländern noch in den Charts, ich habe ihn aber auch schon im Mai 2018 veröffentlicht. 

Lass uns einen genaueren Blick auf (Un)Commentary werfen – es besteht aus insgesamt 13 Songs. Wie hast du ausgesucht, welche Songs auf das Album kommen?

Alec: Mit (Un)Commentary wollte ich einige Themen anschneiden. In der Vergangenheit habe ich manchmal auch überlegt, was das beste oder auffälligste Thema sein könnte – das mich gleichzeitig künstlerisch erfüllt. Bei diesem Album habe ich aber vor allem über Dinge geschrieben, die mir am Herzen liegen. (…) Ich habe mir bei (Un)Commentary also nicht so viele Gedanken gemacht, wie Themen aus kommerzieller Sicht laufen. 

Deine Songs sind meist sehr persönlich. Umso härter kann es sein, wenn sie auf Ablehnung treffen. Wie gehst du damit um?

Alec: In mancherlei Hinsicht bin ich sehr verletzlich und sensibel, gleichzeitig bin ich aber auch sehr resilient. Wenn ich beispielsweise etwas will, obwohl Menschen dagegen sind, werde ich es trotzdem machen oder zumindest versuchen. Ich gehe mit mir selbst aber ziemlich in die Kritik. Die härteste Form der Ablehnung ist, wenn ich Teile von mir selbst ablehne. Seiten an sich zu akzeptieren, die man nicht mag, kann manchmal sehr schwer sein. Aber auf die Musik angesprochen: Meine Ziele und mein Wille diese zu erreichen, überwiegen deutlich die Angst vor Ablehnung. Ich habe viel mehr Angst, ein Leben zu leben, das mich nicht erfüllt. Am Ende ist Ablehnung auch nicht vermeidbar.