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Alec Benjamin: Selbstablehnung ist die härteste Ablehnung

Wenn du sagst, dass die härteste Form der Ablehnung die eigene Ablehnung ist: In der heutigen Musikindustrie wird alles gemessen – angefangen mit den Streams auf Spotify beispielsweise. Hast du jemals eine andere Meinung zu einem Song entwickelt, weil er hohe oder niedrige Stream-Zahlen hatte?

Alec: Ja – ich denke auch von mir selbst anders, wenn ich nicht so viele Likes auf Instagram bekomme. Inzwischen bin ich aber lange genug in der Musikindustrie, um zu verstehen, dass keine Maßnahme, die Erfolg misst, sich auch die Zeit nimmt, um zu fragen, was Erfolg wirklich ist. Erfolg kommt über Jahre.  

Das Gefühl bei Streaming-Zahlen ist also ähnlich wie bei Likes in Sozialen Medien?

Alec: In meinem Song Dopamine Addict geht es genau darum. Das ist wie ein Rausch, wenn man diese hohen Stream-Zahlen erreicht. Was aber wichtig zu wissen ist: Die Zahlen erzählen nicht die ganze Geschichte. Manchmal haben die größten Songs nur einen oberflächlichen Einfluss. Und Songs mit einer kleineren Reichweite haben Menschen nachhaltig bewegt und einen größeren Einfluss auf deine Karriere als du eigentlich merkst. 

Lass uns noch ein bisschen über deinen Song-Writing-Prozess reden. Es gab eine Zeit, in der du fast einen Song pro Tag geschrieben hast, richtig?

Alec: Ja, aber das habe ich schon länger nicht mehr gemacht.

Hast du jemals Probleme mit Schreibblockaden? Und wie gehst du damit um?

Alec: Manchmal muss man einfach den Stift hinlegen. In der Zwischenzeit versuche ich, Ideen aufzuschreiben. Ich hatte mal den Gedanken, dass es mir reicht, der Underdog zu sein – das habe ich dann notiert. Und wenn ich wieder etwas schreiben möchte, nehme ich mir meine Notizen und schaue, womit ich anfangen könnte.

Mein Label und mein Management sind aber auch super. Sie geben mir die Freiheit die Dinge zu machen, die ich möchte. 

Die nächste Frage ist eher ein Ritual, das wir mit fast allen Künstlern machen. Was für eine Art von Ratschlag würdest du jungen Menschen geben, die in der Musikindustrie professionell arbeiten wollen? 

Alec: Ich fühle mich nicht in der Position, Menschen Ratschlägen zu geben, weil ich selbst noch sehr viel lerne. Eine Lektion aber, die ich auf die harte Tour gelernt habe: Wenn du etwas machst, das sich für dich nicht richtig anfühlt, und du scheiterst, tut das deutlich mehr weh, als wenn du deinem Herzen gefolgt bist und es nicht funktioniert hat. 

Zum Schluss: Was hast du dieses Jahr noch vor? Unter anderem wirst du noch auf EU / UK Tour gehen. Hat man da dann eigentlich noch abgesehen von Konzerten Zeit für andere Sachen? 

Alec: Ich bin gerade zwei Jahre auf meinem Hintern gesessen. Ich bin bereit, ich brauche keine Zeit – auch, wenn ich wahrscheinlich wieder launisch sein werde, wenn man mich um sechs Uhr morgens aufweckt, um ein Radio-Interview zu führen. Aber ganz ehrlich? Fuck it. Ich bin bereit. 

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