Eine junge Frau, Alexandria Ocasio-Cortez, spricht in ein Mikrofon

Alexandria Ocasio-Cortez: „Ich dachte, es wäre vorbei“

Mit einem emotionalen Live-Video auf der Plattform Instagram richtete sich die US-amerikanische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez kürzlich an ihre Unterstützer*innen und Fans. Darin sprach die Demokratin detailliert über die Ereignisse des 6. Januar, als sie den Sturm auf das Kapitol am eigenen Leib miterlebte. Zudem offenbarte sie ein weiteres Geheimnis, welches der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt war.

„I’m a survivor of sexual violence“ verkündet Ocasio-Cortez in ihrem Video – und spricht damit erstmals öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch. Der 31-Jährigen fällt es sichtlich schwer, diese Information mit der Welt zu teilen, doch sie tut es aus einem guten Grund: AOC, wie die demokratische Abgeordnete häufig genannt wird, zieht aus ihrer Geschichte Parallelen zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Wer nach den Vorfällen in Washington behauptet, man solle vergessen, was passiert ist und einfach weitermachen wie zuvor, nutze dieselben Taktiken wie viele Missbrauchstäter, erklärt sie im Livestream. Die entsprechenden Personen würden ein Netz aus Lügen spannen, was es den Betroffenen schwer mache, die Wahrheit zu erkennen oder anderen diese glaubhaft zu machen. Die Schuld für die Ereignisse am Kapitol sieht Ocasio-Cortez unter anderem bei republikanischen Abgeordneten wie dem Senator Ted Cruz, die nach der Niederlage Trumps bewusst Lügen über den Ausgang der Wahl verbreitet und somit zu einer aufgeladenen Stimmung im Land beigetragen hätten. Dass sich diese Wut irgendwann entlade, sollten die Unwahrheiten nicht endgültig aus der Welt geschafft werden, sei unausweichlich.

Dennoch hatte auch AOC nicht mit einem solchen Angriff auf die Demokratie gerechnet. Der 6. Januar sollte für sie und ihre Partei eigentlich ein Tag der Hoffnung sein, da die gewählten Kandidaten Raphael Warnock und Jon Ossoff den Demokrat*innen soeben die Mehrheit im Senat gesichert hatten. Doch es sollte anders kommen: Als der Mob von Trump-Anhänger*innen und Verschwörungstheoretiker*innen in das Gebäude eindrang, befand sich Alexandria Ocasio-Cortez gerade in ihrem Büro und wollte sich und ihrem Mitarbeiter etwas zu Essen bestellen. Plötzlich habe jemand lautstark an ihre Tür geklopft und versucht, sich Zutritt zu verschaffen. „Ich dachte, es wäre vorbei“, erzählt die Abgeordnete auf Instagram, „ich dachte, ich würde sterben.“ Ocasio-Cortez versteckte sich in ihrem Bad, bis ein Polizist sie schließlich zu einem Gebäude schickte – allerdings ohne eine Anweisung, wo genau sie sich aufzuhalten habe. Letztendlich konnte sie im Büro einer Kollegin in Sicherheit kommen. „Es fühlte sich an wie in einem Zombiefilm“, fasst die 31-Jährige die Geschehnisse zusammen.

Die Reaktionen auf Ocasio-Cortez‘ Livestream fallen durchweg positiv aus: Viele bedanken sich für ihren Mut, mit ihren traumatischen Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu treten und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft. AOC selbst fügt am Ende des Videos hinzu, dass ihre Geschichte über den Sturm auf das Kapitol nur eine von vielen sei und dabei sicherlich nicht die einzige, die es wert wäre, erzählt zu werden. Damit fordert sie Kolleg*innen und Augenzeug*innen, aber auch indirekt Betroffene dazu auf, in den kommenden Wochen ebenfalls ihre Eindrücke zu teilen. Wir können also gespannt bleiben, ob wir bald weitere Erfahrungsberichte hören werden, die uns das Ausmaß der Vorfälle noch einmal näher vor Augen führen.

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Bildquelle: Wikimedia Commons, CCO-Lizenz