Altersvorsorge während der Ausbildung – Muss das denn wirklich sein?

adobe.stock / Eugenio Marongiu

Die Ausbildung stellt für viele junge Menschen den Einstieg in das Berufsleben oder das Studium dar. Plötzlich müssen sie sich mit langweiligen und komplizierten Themen wie der Steuererklärung oder ihrer Altersvorsorge auseinandersetzen. In letzterem Fall gilt die Grundregel: Je früher mit der Vorsorge begonnen wird, umso besser lässt es sich im Alter leben. Klingt spießig? Ist aber so!
Zudem bringt die Vorsorge unter Umständen weitere Vorteile wie eben Steuerersparnisse mit sich. Welche Altersvorsorge ist also bereits in der Berufsausbildung möglich und sinnvoll? Wir informieren euch.

Vielen Auszubildenden ist gar nicht bewusst, dass sie bereits mit ihrem ersten Lohn in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Denn diese Beiträge werden automatisch von der Ausbildungsvergütung abgezogen, sodass diese meist nur bemerkt werden, wenn der beziehungsweise die Auszubildende auf die genaue Abrechnung schaut.

Gesetzliche Rente während der Ausbildung

Ein solcher Blick kann sich also lohnen, um eine bessere Übersicht über die eigene Altersvorsorge zu erlangen. Prinzipiell zahlen die Auszubildenden und ihr Arbeitgeber jeweils die Hälfte der Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung, die bei 19,9 Prozent des Bruttolohns liegen. Nur, wer weniger als 325 Euro pro Monat verdient, muss nicht einzahlen. In diesem Fall übernimmt der Arbeitgeber den gesamten Beitrag. Und ob man es gegenwärtig glauben mag oder nicht – auch wir werden mal alt sein.
Je früher also in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wird, umso besser, denn dementsprechend sind später die Bezüge höher. Dennoch reichen diese für ein „gutes“ Leben in der Rente in Zukunft vermutlich nicht mehr aus – begründet durch den demographischen Wandel. Für junge Menschen ist es heutzutage also wichtiger denn je, frühzeitig auch freiwillig für das Alter vorzusorgen.

Alternativen zur gesetzlichen Rentenversicherung

adobe.stock /aerogondo

Zudem gibt es Sonderfälle, die nicht unter die gesetzliche Rentenversicherungspflicht fallen. Dazu zählen viele Selbständige sowie Freiberufler, aber auch Beamte und einige bestimmte Arten von Angestellten wie zum Beispiel Geschäftsführer. Für Auszubildende ist diese Information also lediglich relevant, wenn sie nebenbei selbständig sind beziehungsweise das eines Tages sein möchten oder eine Ausbildung zu einem Beamtenberuf machen. Dann können sie zwar freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, jedoch sind die Alternativen oft sinnvoller. Sie sind außerdem als Zusatz zur gesetzlichen Rentenversicherung für jeden Auszubildenden eine Überlegung wert:

  • Riester-Rente

Die Riester-Rente ist eine Form der privaten Altersvorsorge, die durch staatliche Zulagen sowie den sogenannten Sonderausgabenabzug gefördert wird. Sie bringt also zusätzliche Erträge sowie Steuerersparnisse gegenüber anderen Rentenmodellen mit sich. Auch Azubis können die Riester-Rente nutzen und profitieren von diesem Modell vor allem, wenn sie vor ihrem 25. Lebensjahr damit beginnen. Allerdings sollten sie sich dann sicher sein, ihr Berufsleben als Angestellter verbringen zu wollen. Wer hingegen darüber nachdenkt, sich eines Tages selbständig zu machen – oder wer bereits während seiner Ausbildung nebenberuflich selbständig ist – für den kommt das Modell nicht infrage.

  • Rürup-Rente

Dann greift stattdessen die sogenannte Rürup-Rente. Sie wird auch als „Basisrente“ bezeichnet und richtet sich an Selbständige sowie Freiberufler, aber auch an Geschäftsführer und Gesellschafter. Es handelt sich dabei also um jene Berufsgruppen, die (in der Regel) keine gesetzliche Rentenversicherungspflicht haben. Das Modell der Rürup-Rente funktioniert dabei ähnlich wie jenes des Riester-Rente und bringt in erster Linie steuerliche Vorteile. Beim Thema der Altersvorsorge ist es also durchaus wichtig, schon in der Ausbildung einen groben Plan bezüglich der eigenen beruflichen Zukunft zu haben – und daran seine Altersvorsorge auszurichten.

  • Betriebsrente

Das gilt auch, wenn das Angebot einer Betriebsrente genutzt werden soll. Denn das ist natürlich in erster Linie sinnvoll, wenn der Azubi anschließend an seine Berufsausbildung und bestenfalls für lange Zeit bei dem aktuellen Arbeitgeber bleiben möchte. Zwar bieten nicht alle Unternehmen eine Betriebsrente an, doch immer mehr Firmen in Deutschland entwickeln entsprechende Angebote – auch für ihre Auszubildenden. Die konkreten Modelle unterscheiden sich hierbei, jedoch wird in den meisten Fällen auf die sogenannte Entgeltumwandlung zurückgegriffen, die steuerliche Vorteile sowie Ersparnisse bei den Sozialversicherungsbeiträgen mit sich bringt. Allerdings ist die Nachfrage bei Auszubildenden meistens eher gering, eben aufgrund des befristeten Arbeitsvertrags und ihres niedrigen Einkommens, sodass diese Vorteile während der Berufsausbildung kaum zur Geltung kommen.

  • Fondssparpläne

Eine weitere beliebte Anlagemöglichkeit für die eigene Altersvorsorge sind sogenannte Fondssparpläne. Diese sind auch für Geringverdiener wie Auszubildende interessant, denn sie können bereits mit kleinen Beträgen abgeschlossen werden – und bringen vor allem dann eine große Rendite, wenn möglichst jung mit dem Sparen begonnen wird. Sie sind zudem unabhängig vom Arbeitgeber oder dem weiteren beruflichen Werdegang. Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Auszubildende für solche Fonds, allen voran die ETFs, die jedoch nicht ganz risikofrei sind. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass es sich um Verträge mit geringen Fixkosten handelt, die der gesetzlichen deutschen Einlagensicherung unterliegen.

Welche Altersvorsorge ist also für Azubis am besten?

Die Beispiele machen bereits deutlich, wie unterschiedlich die Möglichkeiten für die Altersvorsorge sind – und hinzu kommen natürlich noch weitere Optionen wie Immobilien, Edelmetalle oder der Aktienhandel, welche jedoch für Auszubildende im Regelfall (noch) nicht erschwinglich sind. Es gibt also nicht die eine richtige Antwort auf die Frage nach der perfekten Altersvorsorge – weder während der Berufsausbildung noch danach. Stattdessen muss jeder selbst prüfen, welche für ihn momentan die beste Entscheidung ist und dann in regelmäßigen Abständen seine Altersvorsorge neu überdenken, wenn sich zum Beispiel die berufliche oder private Lebenssituation verändert hat.

Zudem sollten nicht direkt die gesamten Ersparnisse in die Altersvorsorge fließen. Für Auszubildende ist es nämlich erst einmal wichtig, sich einen finanziellen Puffer anzulegen – wenn sie beispielsweise ausziehen und ihre Wohnung einrichten müssen, sich ein Auto kaufen wollen, Eigenkapital für eine Immobilie ansparen oder Überbrückungsgeld für die Zeit nach der Ausbildung brauchen, falls sie dann erst einmal arbeitslos sein sollten. Es gibt also viele Eventualitäten und prinzipiell gilt als Faustregel: Jeder Mensch sollte etwa so viele Ersparnisse haben, dass er ein halbes Jahr ohne Einnahmen auskommen würde. Nur, was danach übrig ist, kann und sollte sinnvoll investiert werden. Wie bereits erwähnt, sind einige der Optionen aber bereits mit kleinsten Beträgen pro Monat möglich – und machen im Alter finanziell trotzdem einen großen Unterschied!

adobe.stock / Fxquadro

Also zur Ausgangsfrage zurück. Altersvorsorge während der Ausbildung – Muss das denn wirklich sein?

Unsere meinung: Ein klares Ja! Zumindest einmal informieren sollte sich jeder zu diesem Thema. Denn eins doch auch klar. Ersparnisse und somit bares Geld sind alles andere als uncool.