Andi Galdi Vinko

Wenn sich Angst und Disco treffen: „Paradisco“

„My main inspiration is life.“ erzählt mir Andi und spätestens beim Betrachten ihrer Bilder wird klar, dass das die Wahrheit ist. Die junge Ungarin, die mittlerweile in London lebt, fängt mir ihren Bilder nämlich genau das ein: Das Leben mit all seinen Facetten. Bunt, laut und manchmal verrückt. Man merkt, dass Farbe, Glitzer und nackte Haut Andis Lebenswelt verkörpern. In ihren Bildern stecken Einsatz und die Leidenschaft das echte Leben einzufangen. Sie erzählt mir, dass es wichtig ist, die „Comfort Zone“ zu verlassen und zu neuen Ufern aufzubrechen – die Bilder, die dabei entstehen, sind mutig und beweisen, dass es sich lohnt, einfach mal über den eigenen Horizon hinaus zu schauen.

Ihre Heimat spielt für Andi Galdi Vinko eine große Rolle: Sie nennt Ungarn als Quelle der Inspiration und beschreibt die Attitüde dort als „weird ex-eastern european“. Während osteuropäische Fotografie aber in der Vergangenheit oft von Nachkriegsszenen und verlassenen Landschaften geprägt war, schafft Andi es, eine Generation später, die Dinge von einer ganz anderen Perspektive zu beleuchten. Ihre Bilder zeigen das moderne Ungarn, das bunte Gegenbeispiel zu dem was für lange Zeit ein vorherrschendes Modell des Ostens war.

 

Mit Angst in die Disco des Lebens

 

Seit fünf Jahren arbeitet die Fotografin nun an ihrer Fotostrecke „Paradisco“ – ein Titel zusammengesetzt aus dem ungarischen Wort „para“, welches Angst bedeutet und Disco, einem Wort das in fast allen Sprachen für Spaß, Freude und natürlich auch für Disco steht. Ganz grob also: Angstdisco. Eine Wortschöpfung, die das Lebensgefühl unserer Generation widerspiegelt. Wir sind junge Menschen voller Angst und neigen dazu, diese Ängste genau dort, nämlich in dunklen Clubs und Bars, abzulegen und diese vielleicht sogar manchmal dort zu lassen. Eine emotionale Zweigleisigkeit also, die ihren Bildern eine besondere Kraft verleiht. Andi fängt dieses Gefühl ein und verwirklicht ihre Inspirationen in bunten, fast schon absurden Fotos, die uns zum Nachdenken bringen. Genau wie Andis Serie „Glittercum“ lassen uns diese Bilder auf keinen Fall kalt.