Frau sitzt trauernd auf dem Fußboden

Die Angst vor dem Tod und wie wir sie verdrängen

Es gibt Dinge, über die man einfach nicht gern nachdenkt. Zum Beispiel, dass uns mehr als ein halbes Jahr Winter bevorsteht. Oder dass seit mehr als einem halben Jahr ein Krieg in Europa wütet. Oder dass man irgendwann zwangsläufig sterben muss.

All das sind Dinge, die man sich nicht gern vor Augen führt. Die man am liebsten wieder verdrängt, in einer Schublade ganz weit hinten im Gehirn verstaut und sie darin verschließt.

Das erste Mal ist mir bewusst geworden, dass jeder Mensch sterben muss, als ich vielleicht sieben Jahre alt war. Ich hatte damals eine Art Mini-Lexikon, in dem einige wichtige Begriffe des Lebens erklärt wurden – auch der Tod. Und ich weiß noch, dass ich immer Angst vor dieser Seite in meinem Buch hatte. Neben dem Text war dort auch eine komplett in schwarz gekleidete Frau abgebildet, die vor einem Grab stand. Dank dieses Buches habe ich zwei Dinge realisiert: einerseits, dass meine Großeltern und Eltern irgendwann sterben werden, und andererseits, dass ich selbst irgendwann sterben werde.

Das Gefühl von Beklemmung

Dieser Gedanke hat mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt, als er mir zum ersten Mal durch den Kopf gegangen ist. Und daran hat sich bis heute nicht besonders viel geändert.

Der Gedanke daran, sterben zu müssen, ist erdrückend. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, ist es, als würde der Gedanke mir von hinten einen Strick um den Hals legen und mir die Kehle zuschnüren. Mir die Luft zum Atmen rauben.

In Situationen, die eigentlich nicht wirklich gefährlich sind, aber vielleicht gefährlich wirken, schießt mir der Gedanke daran, dass ich hier und jetzt sterben könnte, hin und wieder durch den Kopf. Wenn ich im Flugzeug sitze und es Turbulenzen gibt. Wenn ich bei jemandem im Auto mitfahre und dieser jemand auf der Autobahn sehr nahe auffährt und sehr spät bremst. Oder wenn ich irgendein seltsames Symptom habe, das darauf hindeuten könnte, dass ich irgendeine Krankheit habe, die mich töten könnte.