Hallo Papa, bist du da? Die Leere nach dem Tod des eigenen Vaters in Bildern
Die Fotografin Chiara Dollak verarbeitet mit ihrer Fotoserie den Tod ihres Vaters und verdeutlicht uns die Leere, die entsteht, wenn jemand geht. Bewegend, aber verdammt ehrlich.
Die Fotos sind schwarz-weiß. Für Farbe ist kein Platz, wenn der eigene Vater nach zwei Jahren Wachkoma verstirbt. Um irgendwie mit ihrer Trauer umzugehen, hat Chiara Tage und Nächte damit verbracht, die alten analogen und digitalen Fotos ihrer Familie durchzuschauen, um sie anschließend nachzustellen. Deutlicher kann man nicht darstellen, dass da eine Lücke ist, dass da jemand fehlt. Mit dem Projekt hat Chiara ein Ventil gefunden, ihre Gefühle auszudrücken, und will uns gleichzeitig die Vergänglichkeit in unserem Leben bewusst machen.
ZEITjUNG: Wie bist du zu deiner Leidenschaft, der Fotografie, gekommen?
Chiara: Angefangen mit der Analogkamera meiner Eltern, anschließend durch die Zeiten der Digicams geknipst, bis hin zur Spiegelreflexkamera. Das Erzählen von Geschichten, ohne Worte zu gebrauchen, hat mich schon immer fasziniert.
Du sagst, wo dir Worte fehlen, sprechen deine Bilder. Wie hat dir die Fotografie dabei geholfen, mit der Trauer umzugehen?
Die Fotografie hilft mir Gefühle mitzuteilen. Gefühle, die ich in Bilder adaptiere. Gefühle, die ich sprachlich zwar auch ausdrücken kann, die aber niemals so intensiv und inständig verstanden werden, wie sie gemeint sind. Und das wiederum hilft mir bei der Trauerbewältigung. Denn ich habe gelernt, dass man sich vor nichts verstecken muss und jeder auf andere Weise mit Trauer umgeht.
Wie ist die Idee entstanden, das Projekt auf diese Weise umzusetzen?
Ich wollte der Leere, die sich über unser Leben legt, ein Bild geben. Die Nutzlosigkeit von Gegenständen und den Schatten, der still und leise umherzieht und den Schmerz verursacht, veranschaulichen. Papa fehlt uns überall. Nicht nur bei großen Ereignissen, sondern im alltäglichen Leben. Somit schien es mir am aussagekräftigsten, seine körperliche Abwesenheit in einer Art Gegenüberstellung zu porträtieren. Ausdrücken möchte ich mit meinem Projekt auch die Vergänglichkeit. Nichts im Leben ist selbstverständlich und Zeit ist vergänglich. Ich möchte, dass die Menschen, die meine Bilder anschauen, sich darüber bewusster werden.