Chaos und Präkrastination

Präkrastination: Die kleine Schwester des Multitaskings

Was Prokrastination ist, wissen wir mittlerweile fast alle. Zumindest alle, die schon mal eine Hausarbeit schreiben mussten oder wussten, dass der Termin zur Abgabe der Steuererklärung immer näher rückt und trotzdem lieber die Fenster geputzt oder die Fußleisten mit der Zahnbürste geschrubbt haben. Aber wusstet ihr, dass die Prokrastination eine streberhafte Schwester hat? Ihr Name: Präkrastination

Schaut man in die Urban-Dictionary Definition von Präkrastination, so lernt man, dass Präkrastination der Drang ist, alles sofort erledigen zu müssen. Hiermit stellt sie genau das Gegenteil der Prokrastination dar. Denn hierbei werden Aufgaben so weit es geht hinausgezögert und stattdessen andere Dinge priorisiert, wie beispielsweise das soeben erwähnte Fensterputzen oder die längst überfällige Autowäsche.

Im Gegensatz zu der Präkrastination, ist die Prokrastination bereits seit einigen Jahren bekannt und scheint weit verbreitet. So geben Umfragen zufolge ein Viertel der Deutschen an, regelmäßig zu prokrastinieren, anstatt nervige Aufgaben zügig abzuarbeiten.

Sollte es uns da nicht freuen, wenn wir, anstatt Dinge ständig aufzuschieben zu den Glücklichen gehören, die unter der Präkrastination „leiden“?

„Eher nicht“, meinen Forscher der Universität Illinois, die sich mit dem Drang des schnellen Abarbeitens von To-Dos näher beschäftigt haben. Denn wie sich herausstellte, kann Präkrastination nicht nur zu einem dauerhaften Stressempfinden, sondern in seiner Konsequenz auch zu Burnout führen.

Das Problem

Personen, die präkrastinieren, neigen dazu, alles gleichzeitig und alles sofort erledigen zu wollen. Leider ist der Mensch jedoch nicht zum Multitasking gemacht, sodass die Aufgaben entweder nur halb oder zu oberflächlich erledigt werden. Richtig schlimm wird es dann, wenn man die Präkrastination in das Privatleben überträgt. Wer auf mehreren Feiern gleichzeitig tanzt, wird keine von ihnen so richtig genießen können und nimmt sich auch die Chance, tiefgreifende Gespräche zu führen und langanhaltende Beziehungen mit den Menschen in seinem Umfeld aufzubauen.

Schuld an diesem Phänomen könnte, den Forschern zufolge, nicht nur unsere schnelllebige Gesellschaft sein, sondern auch die Art und Weise wie wir soziale Medien konsumieren. Wer eine Serie auf Netflix schaut und gleichzeitig auf Instagram unterwegs ist, während er sich die Sprachnachricht der besten Freundin anhört, der weiß was gemeint ist.

Die Lösung

Bisher gibt es keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Menschen in Deutschland von Präkrastination betroffen sind, was auch daran liegen kann, dass das Phänomen noch nicht all zu lange bekannt ist. Wer sich nach dem Artikel jedoch angesprochen fühlt, der sollte versuchen, sich in Achtsamkeit zu üben. Auch die Frage: „Ist diese Aufgabe wirklich wichtig oder kann sie bis morgen warten?“, kann dabei helfen die To-Dos in seinem Leben nach Relevanz und Dringlichkeit zu sortieren.

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Bildquelle: cottonbro via Pexels, CC0-Lizenz