Waffengesetz in den USA: Kann Australien zum Vorbild werden?

Australien hatte noch vor knapp 30 Jahren ein ähnlich lasches Waffengesetz wie die USA, doch nach einem Attentat zog die damalige Regierung die Reißleine: Waffenbesitz und -anschaffung werden seitdem streng reguliert. Kann der australische Ansatz zur Vorlage für die USA werden?

Es war der 28. April 1996, an dem das kleine australische Örtchen Port Arthur weltbekannt wurde. Es lebten damals sowie heute keine 300 Menschen in dem Dorf auf Tasmanien. Trotzdem war an diesem Sonntag das Broad Arrow Café sehr gut besucht. Das Café, in dem sich an dem Tag der tragischste Amoklauf der australischen Geschichte abspielen sollte.

Der Tag, der Australien veränderte

Ein damals 28-jähriger Australier eröffnete um etwa 13:30 Uhr mit einem halbautomatischen Gewehr das Feuer im Café, nachdem er auf der Terrasse noch zu Mittag gegessen hatte. Zuvor hatte er bereits ein älteres Ehepaar erschossen, dessen Haus er kaufen wollte. Anschließend machte er sich auf zum Café. Dort erschoss er insgesamt 20 Menschen. Die Polizei sprach von einem Blutbad wie auf einem Schlachtfeld.

Doch er war noch nicht fertig. Auf seiner Flucht tötete er weitere unschuldige Menschen, darunter auch eine Mutter und ihre zwei Töchter, drei und sechs Jahre alt. Er nahm drei Menschen als Geiseln, niemand überlebte. Insgesamt tötete der Australier an besagtem Tag 35 Menschen.

Er nutzte unter anderem eine Colt AR-15, ein halbautomatisches Gewehr, das ursprünglich für das Militär entwickelt wurde. Nebenbei: Diese Waffe ist das Vorgängermodell des Gewehres, das der Amokläufer in Maine nutzte, der vor kurzem 18 Menschen tötete. Der Australier war nie beim Militär, hatte schon sein ganzes Leben lang gestörte Verhaltensweisen gezeigt und kam trotzdem ohne große Probleme an die Schusswaffe. Wie konnte das sein?

Cowboys und Revolver

Australien hatte damals ein ähnlich lockeres Waffengesetz wie noch heute die USA. Alles begann mit der Kolonialzeit: Ähnlich wie im Wilden Westen in den USA gehörten auch im australischen Outback Revolver und Gewehre zum Alltag. Zur Jagd, aber auch zur Selbstverteidigung. Doch das lasche Waffengesetz fiel mehr und mehr aus der Zeit. Aus unhandlichen Revolvern wurden kleine, leichte Pistolen und aus den alten Gewehren, die keine Reichweite von 150 Metern hatten, wurden vollautomatische Tötungsmaschinen.

In den 1980er-Jahren stieg die Kriminalität und damit auch der illegale Gebrauch von Schusswaffen. Dadurch wuchs auch die Kritik am Waffenbesitz und Waffengesetz in Australien. Doch der Wendepunkt kam erst Mitte der 90er mit dem Amoklauf in Port Arthur.

Nur zwölf Tage nach dem Attentat verschärfte ausgerechnet ein konservativer Premierminister das Waffengesetz. In den USA heute unvorstellbar. John Howard stellte sich gegen einen großen Teil seiner Partei und gegen die Waffenlobby. „Es tut mir leid, aber es gibt keinen anderen Weg“, entgegnete der damalige Premier den wütenden Waffenbesitzer*innen. Die Waffenlobby rief die Australier*innen sogar zu zivilem Ungehorsam auf, um die Reform des Waffengesetzes zu stoppen. Doch Howard blieb bei seinem Kurs.

Der private Besitz von vollautomatischen und auch halbautomatischen Gewehren sowie Schrotflinten und „Pumpguns“ wurde verboten. Die australische Regierung startete eine riesige Rückkauf-Aktion. Insgesamt wurden über 650.000 Waffen ihren Besitzer*innen abgekauft, finanziert mit kleinen Steuererhöhungen. Weitere zehntausende Waffen wurden freiwillig abgegeben. Alle gesammelten Pistolen und Gewehre wurden verschrottet.