Autoimmunkrankheiten: Darum leiden Frauen häufiger daran

Hashimoto, Multiple Sklerose, Lupus: Mehr als drei Viertel der von Autoimmunkrankheiten Betroffenen sind Frauen. Woran liegt das?

Du kannst dir dein Immunsystem als deinen Bodyguard vorstellen, der jeden abwehrt, der deine Gesundheit bedroht. Stell dir nun vor, dass dein Bodyguard dich stattdessen angreift – genau das passiert, wenn du an einer Autoimmunerkrankung leidest.

Wir wissen, dass zunehmender Stress und die Belastung durch Giftstoffe zur zunehmenden Verbreitung von Autoimmunerkrankungen beitragen, aber warum sind Frauen so unverhältnismäßig stark betroffen? Hier erfährst du, woran das liegt.

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Autoimmunkrankheiten entstehen, wenn dein Immunsystem überaktiv ist, sodass es körpereigenes Gewebe angreift und schädigt. Normalerweise bildet das Immunsystem Proteine, sogenannte Antikörper, die den Körper vor schädlichen Substanzen wie Viren, Krebszellen und Giften schützen sollen. Bei Autoimmunerkrankungen kann dein Immunsystem jedoch nicht mehr zwischen Eindringlingen und gesunden Zellen unterscheiden.

Mit einem Anteil von schätzungsweise 78 Prozent sind Frauen im Vergleich zu Männern auffallend oft von Autoimmunerkrankungen betroffen. Zu den Krankheiten, die bei Frauen oft diagnostiziert werden, gehören multiple Sklerose (MS), rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis sowie weitere Leiden, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise gesunde Zellen und Gewebe des Körpers angreift.

Der Diagnoseprozess kann für Frauen besonders schwierig sein, da Symptome wie Akne, Verdauungsprobleme und Lethargie im Allgemeinen als Teil der Erfahrung einer modernen Frau angesehen werden. Dies könnte bedeuten, dass sogar mehr Frauen an einer nicht diagnostizierten Autoimmunerkrankung leiden, als uns bewusst ist.

Darum leiden eher Frauen an Autoimmunkrankheiten

Es ist noch nicht klar, warum Frauen überproportional von Autoimmunkrankheiten betroffen sind, aber Expert*innen vermuten, dass dies zum Teil auf die folgenden Faktoren zurückzuführen sein könnte:

1. Chromosomen:

Das X-Chromosom wurde mit bestimmten Autoimmunkrankheiten in Verbindung gebracht, und da Frauen im Vergleich zu Männern (XY) zwei X-Chromosomen haben, könnte dies ein Grund dafür sein, dass Frauen anfälliger für Autoimmunkrankheiten sind.

2. Hormone:

Viele Autoimmunkrankheiten (wie MS und Lupus) werden durch Östrogen ausgelöst. Ein erhöhter Östrogenspiegel kann Entzündungen im Körper auslösen. Wenn Frauen in die Pubertät und in die Schwangerschaft kommen (und ihr Östrogenspiegel steigt), besteht für sie ein höheres Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln. Ganz zu schweigen davon, dass viele orale Verhütungsmittel und Hormonersatztherapien (HRT) die Östrogenmenge im Körper erhöhen, was das Auftreten eines Östrogenüberschusses über die natürlichen Schwankungen hinaus noch verstärkt.

In einer Studie aus dem Jahr 2017 wurde ein Zusammenhang zwischen der Verwendung hormoneller Verhütungsmittel und einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen wie MS, Morbus Crohn, Lupus, Colitis ulcerosa, autoimmune Schilddrüsenerkrankungen (Hypothyreose), immunbedingte Hauterkrankungen und rheumatoide Arthritis (RA) festgestellt.