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Benching: Dieses „neue“ Dating-Phänomen

„Hey wie geht’s dir denn? Ich hatte in letzter Zeit wahnsinnig viel zu tun, wollen wir mal wieder was unternehmen? Würde mich unglaublich freuen, dich mal wieder zu sehen!“ Für ihn ist es eine schnell dahin getippte Nachricht, für sie bedeutet es die Welt.

Ein Lebenszeichen – von ihm! Es hilft nichts, egal wie sehr sie auch versucht, sich dagegen zu wehren, sie kommt nicht an gegen all die Hoffnung, die sich nach den mühsamen Verdrängsversuchen der letzten Wochen wieder in ihr ausbreitet. Diese süße Nachricht kann doch nichts anderes bedeuten als echtes Interesse?!

 

„Hey, ich hab‘ grad an dich gedacht.“

 

Offensichtlich schon. Denn leider folgen auf die vielversprechende Textnachricht nur Ausflüchte und vage Entschuldigungen, es kommt nie zu dem angeblich heiß ersehnten Treffen. Sie versucht zu verstehen, sich nicht aufzudrängen, ihre Gedanken drehen sich im Kreis und sie fast durch. Doch als sie kurz davor ist, endgültig damit abzuschließen, ploppt eine neue Textmessage auf ihrem Handybildschirm auf: „Hey, ich hab‘ gerade an dich gedacht. Wie geht’s dir denn?“ Und wieder ist sie verloren.

„Benching“ heißt das neue Dating-Phänomen, bei dem potenzielle Partner hingehalten werden wochenlang, immerzu hart an der Schmerzgrenze. Beim „Benching“ meldet sich der eine beim anderen in Abständen, die zu lang sind, um von echtem Interesse zu zeugen, aber doch kurz genug, um den anderen nicht vollends abzuschrecken. Die Wortneuschöpfung ergibt sich dabei aus dem Englischen „bench“ – man schiebt den anderen auf die lange Bank.

 

Benching – klingt doch fancy!

 

Dieser Begriff geistert nun seit neuestem durchs Netz und trendet auf etlichen sozialen Plattformen, als wäre diese Verhaltensweise tatsächlich eine Neuentdeckung. Dabei wissen wir doch alle, dass es dieses „Zeitgeistphänomen“ mindestens so lange gibt wie das Dating selbst, und neuerdings nur mit einem möglichst „fancy“ englischen Namen aufgehübscht wurde. So war es beim Ghosting, so ist es diesmal wieder. Klingt lächerlich? Ist es vielleicht auch.

Aber irgendwie ist es trotzdem okay, dass es diese Begrifflichkeiten gibt. Sie helfen Betroffenen dabei zu verstehen, was mit ihnen passiert – und auch die „Bencher“ selbst können dadurch besser einordnen, dass es vielleicht nicht in Ordnung ist, was sie da tun. Manchmal hilft es eben, Dinge beim Namen zu nennen und Definitionen zu finden. Die einzige Gefahr besteht wohl darin, dass sie ein Verhalten, dass nichts andere als feige und asozial ist, zu einer Art Lifestyle-Phänomen aufwerten. Und irgendwann macht das dann plötzlich jeder – klingt doch irgendwie ganz cool, jemanden zu „benchen“. Sollte man vielleicht auch mal machen. Und sei es nur, um mitreden zu können.

 

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Bildquelle: jeshoots.com unter CC 0 Lizenz