Trennung nach dem Sommerurlaub

Beziehung auf Bewährung: Single nach dem Sommerurlaub

Sommerzeit ist Urlaubszeit: Für viele Pärchen ist der gemeinsame Urlaub ein Anlass, sich zu erholen und Zeit miteinander zu verbringen – meint man. Leider kommt meistens alles anders als man denkt. Urlaubszeit bedeutet nämlich auch gleichzeitig Trennungszeit. Das ständige Zusammensein scheint sogar vor einer romantischen Traumkulisse alles andere als förderlich für eine funktionierende Beziehung zu sein.

Der Urlaub als Liebestöter

Die Vorstellungen von einem perfekten Urlaub führen meistens schon der Beginn einer großen Aneinanderreihung von Streitigkeiten zu sein. Fortführende Diskussionen lassen da nicht lange auf sich warten und machen das Desaster schließlich komplett. Umfragen des Datingportals myFlirt.de haben bereits 2009 verraten, dass die gemeinsamen Ferien zur Trennung und teilweise sogar zur Scheidung führen können. Demnach haben sich 20% der weiblichen und 24% der männlichen Spezies schon einmal nach einem gemeinsamen Urlaub von ihrer*m Partner*in getrennt.

Eine Fachärztin erklärt: „Die Urlaubszeit ist genauso wie die Weihnachtszeit.“

Warum häufig vor allem die gemeinsamen Urlaubswochen in die Hose gehen können, erklärt Dr. med. Heike Melzer, Fachärztin für Neurologie und Psychotherapie aus München gegenüber ZEITjUNG: „Die Urlaubszeit ist genauso wie die Weihnachtszeit dadurch gekennzeichnet, dass die Messlatte an Wünschen, Hoffnungen und Ideen für diese besondere Zeit des Jahres sehr hoch gehängt wird und damit überfrachtet ist. Zeigt sich dann in der Realität etwas anderes, zum Beispiel der erste Stau bei Abfahrt, schlechtes Essen, doch nicht das erwartete idyllische Strandhotel, Regen statt Sonne, kranke Kinder und so weiter, sinkt die Stimmung oft in den Keller. Das vermeintlich schöne Umfeld und die glücklichen Paare um einen herum lassen es schließlich unerträglich werden, wenn es in der eigenen Partnerschaft nicht so läuft wie es sein sollte.“ Eine weitere schlechte Nachricht für alle Digital Natives unter uns: Sogar unsere digitale Sucht kann sich auf die schöne Zweisamkeit auswirken, denn wir sind wie auf Entzug und werden dabei nicht nur mit uns selbst, sondern auch mit unserer Beziehung konfrontiert. „Sehr häufig und in zunehmenden Maße spielt in der Urlaubszeit der „Un-Gebrauch“ von Smartphone, Tablets und Co eine Rolle, das nicht ‚off‘ gehen können, inklusive Kontrollverhalten des Partners oder generelle kommunikative Unfähigkeit. Achtsam und mit Muße auf seinen Gegenüber einzugehen, ist nicht die Kernkompetenz vieler Partner.“ erklärt uns Dr. med. Heike Melzer.

Vorteile für alle Urlauber*innen?

Insgesamt hat das alles aber doch auch etwas Gutes: Singles können weiterhin alleine in den Urlaub fahren, ohne dabei die turtelnden Pärchen um ihre verliebte Riese nach Paris zu beneiden. Und die Beziehungsgebundenen haben nun endlich eine neue Ausrede parat, um mal wieder mit ihrer ganzen Crew in den Urlaub zu fahren und ordentlich einen drauf zu machen, denn so kann man theoretisch einigen Streitigkeiten mit dem Partner aus dem Weg gehen.

Noch einige Tipps vom Life Coach

Für die, die aber trotzdem nicht auf den gemeinsamen Liebes-Urlaub verzichten und Streitigkeiten umgehen wollen, gibt Lea Vogel, Life Coach aus Berlin Mitte, für ZEITjUNG einige hilfreiche Tipps: „Für den Urlaub selbst gilt: Transparente Kommunikation vorab. Was erwarte ich, was mein Partner? Was wollen wir gemeinsam erleben, was getrennt? Jedes Paar sollte sich kleine Auszeiten voneinander gönnen, auch im Urlaub. Das nur Aufeinandersitzen tut nicht gut. Und: Klarheit über die Tatsache: Was kann ein Urlaub, was nicht? Er kann für neue gemeinsame Abenteuer sorgen, das stärkt eine Beziehung. Er kann aber in der Regel keine alten festgefahrenen Muster durchbrechen – schon gar nicht in ein bis zwei Wochen. Mit diesem Wissen im Gepäck sollte der Urlaub kein Problem mehr darstellen.“

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Bildquelle: Arnel Hasanovic unter CC0-Lizenz