Maria Ribeiro Fotografie Real Women kein Photoshop

„Real Women“: Bilder von echten Frauen – ganz ohne Bearbeitung

Unsere persönlichen Makel und unschönen Stellen versuchen wir so gut wie möglich vor fremden Blicken zu verstecken. Die Fotografin Maria Ribeiro will uns mit ihren Bildern die Scham vor dem eigenen Körper nehmen. In ihren wahnsinnig ehrlichen, nackten und unbearbeiteten Bildern will sie unser Selbstwertgefühl aufpolieren und uns dazu anregen, mehr über uns selber zu lachen. Im Interview mit ZEITjUNG erklärt sie, was eigentlich mit unserer Welt und unserer nicht vorhandenen Liebe zu unseren Körpern los ist.

 

Zeitjung: Was hat dich zu deinen Bildern inspiriert?

Maria Ribeiro: Ich habe lange in der Werbeindustrie gearbeitet und dort mitbekommen, wie das Bild der Frau in den Medien künstlich kreiert wurde. Ich habe auch bemerkt, dass dadurch Millionen von Frauen weltweit ihren eigenen Körper hassen, weil sie sich mit einem Model vergleichen, dass es in dieser Form gar nicht gibt. Niemand sieht wirklich aus wie eine perfekte Plastikpuppe. Meine Inspiration und mein Ziel ist, es von dieser Objektifizierung wegzukommen und uns zu einem Ort hinzubewegen, wo wir autonom über unsere Körper entscheiden können und unsere eigenen Protagonisten sind, ohne uns nach unrealistischen Werten zu richten.

 

Du zeigst Frauen wie sie sind. Sie strahlen Natürlichkeit aus und sind nicht perfekt. Welche Botschaft möchtest du mit deinen Bildern senden?

„A woman who does not love herself can not be free. And the system tries to make women never love each other. “ (Beatriz Giacomo)

Die Medien sind ein Weg der Kommunikation in der Gesellschaft, sie kreieren Glaubenskonstruktionen, Verhaltensmuster, definieren Schönheit und Erfolg, die am Ende unsere Identität als soziale Menschen ausmachen. So entstehen Parameter, die wir auf uns selber und unsere Umwelt beziehen. Dadurch entwickelt sich der Zwiespalt zwischen unseren eigenen Körpern und einer Ästhetik, die alles ausschließt, was ihr nicht entspricht, nicht glatt und glänzend ist.

Normale Frauen sind leider in den Medien absolut unterrepräsentiert. Dieses Idealbild, das wir inzwischen alle mit uns herum schleppen, kann niemals erfüllt werden. Nicht mal die Models auf den Bildern sehen in Wirklichkeit so aus. Dadurch wird das Gefühl bei uns erweckt, nicht genug zu sein. Alles was uns einmalig und besonders macht, scheint, wenn es nach den Medien geht, falsch zu sein. Ich möchte mit meiner Kunst das Bewusstsein der Gesellschaft wecken und verändern.

 

Macht es beruflich für dich einen Unterschied, dass deine Bilder nicht das Ziel haben, ästhetischen Gefallen zu finden?

Ja, tut es. Das liegt daran, dass das was ich mache, der Medienindustrie kein Geld bringt. Die Beauty-Industrie ist milliardenschwer. Leider, indem sie uns Frauen Unsicherheiten verkauft. Wie in dem berühmten Satz: „Was würde mit der Beauty Industrie passieren, wenn alle Frauen sich auf einmal selber lieben würden, wie sie sind?“

Deshalb suche ich immer nach Marken und Organisationen, die ein ähnliches Wertesystem wie ich haben, und die zu meiner Arbeit passen. Ich mache Kampagnen, Dokumentationen und Werbeshootings, bei denen ich meine Werte und Moral beibehalten kann, um meine Bilder zu machen. Damit stelle ich alle ästhetischen Muster, die von der Mediengesellschaft aufgestellt werden, in Frage.

 

Wie findest du deine Models? Viele Frauen wollen nicht, dass die Gesellschaft ihre „Makel“ sieht. Wie überzeugst du sie vom Gegenteil?

Meistens kommen die Models von sich auf mich zu. Es gibt ein paar wenige Frauen, die sich dafür einsetzen, dass wir Frauen anders repräsentiert werden. Schönheit ist ein soziales Konstrukt und der Kapitalismus verkauft uns die Idee, dass all unsere persönlichen und individuellen Charakteristika „Makel“ sind. Aber das stimmt einfach nicht. Wir müssen dieses Verständnis ändern, und das passiert jetzt Schritt für Schritt, eben auch durch meine Fotografien.