Migranten-USA-Mexico-American-Dream

„The other side of the American Dream“ – Das harte Schicksal illegaler Migranten

Nicola Ökin Frioli schockt und berührt uns mit seinen Bildern. Das Projekt „The other side of the American Dream“ soll die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Missstände der Migranten lenken, die versuchen durch Mexiko in die USA zu gelangen und dabei an der Grenze scheitern.

Die Bilder zeigen Trauer über Verluste, schlimme Verletzungen und Fassunsglosigkeit. Sie zeigen Männer und Frauen, alte und junge, als Familie oder alleine – Sie alle verbindet eine schreckliche Vergangenheit und der Wunsch auf eine bessere Zukunft. Sie fliehen aus wirtschaftlichen Gründen, wegen Unterdrückung und Gewalt in Zentralamerika. Auf ihrem langen und nervenzehrenden Weg aus Nicaragua, Guatemala, El Salvador und Honduras, erleiden sie häufig Verletzungen, durch Überfälle oder Vergewaltigungen.

 

Der Amerikanische Traum und die Migration

 

Die Behörden und Straßengangs beuten die Migranten aus und verschlimmern die Situation der abgebildeten Menschen täglich. Der Wunsch auf ein besseres Leben treibt sie bis an ihre Grenzen und die Menschen zahlen dafür einen hohen Preis. Sie versuchen mit einem Lastenzug, den sie „the Beast“ nennen, näher an die Grenze zu gelangen. Doch sie reisen auf dem Dach des Zuges, und häufig enden diese Abenteuer mit Verletzungen, die Arme oder Beine kosten, bloß um den Behörden zu entkommen.

Die Fotoserie von Frioli dient der Dokumentation der Migration aus Zentralamerika. Sie soll darstellen, wie erniedrigt, verletzt und hilflos die Menschen sind, die tagtäglich versuchen, die USA und ihren Traum vom besseren Leben zu erreichen. Wir haben dem Fotografen einige Fragen zu seiner Arbeit gestellt:

 

ZEITjUNG: Was hat dich dazu inspiriert mit der Fotoserie „Al Otro Lado del Sueno“ zu beginnen?

Nicola Ökin Firoli: Ich kam 2007 nach Mexiko auf der Suche nach einem Langzeitprojekt und habe mich für das Thema Migration entschieden, denn das Drama dieser Menschen wird heute nicht gut erzählt. Mir geht es darum, nicht diese Klischee Bilder der Zugfahrt oder eines verlorenen Schuhs eines kleinen Jungen zu zeigen. Stattdessen liegt mein Fokus auf den Mittelamerikanern, die Mexiko durchqueren und ihren Sueno Americano (amerikanischen Traum) nicht erreichen.

 

Der schwarze Hintergrund deiner Bilder lässt sie noch stärker wirken. Möchtest du die Leute schocken und sie für die fatale Situation sensibilisieren?

Ganz genau, ich habe mich für eben diese Ästhetik entschieden, um all jene, die sich mein Projekt anschauen, tief zu bewegen. Zudem lässt sich so ausdrücken, dass es für die Migranten keinen Platz mehr gibt. Denn sie gehören nicht mehr in ihre Heimatorte irgendwo in Mittelamerika, noch an den Ort, wo sie nun in Mexiko gelandet sind. Als ich die ersten Bilder machte, bemerkte ich, dass ich durch diese starke Ästhetik auch verschiedene symbyolträchtige Objekte fotografieren kann, die für sich allein gesehen sonst keine vergleichbare Dramatik haben.

 

Die Geschichten der von dir fotografierenten Leute sind sehr bewegend. Gibt es eine Möglichkeit ihnen zu helfen?

Ja, auf jeden Fall. Es sind vor allem die Helfer in den Unterkünften in Tapachuala und Ixtepec-Oaxaca, die den Migranten ihre bedingungslose Hilfe anbieten. Abgesehen davon, kann man immer mit Spenden jeglicher Art helfen, Kleidung, Windeln, Medikamente.

 

Was war die interessanteste Geschichte, die du von Migranten gehört hast?

Es waren alles Geschichten, die mich berührt und mitgenommen haben. Wie die von Teofile, der an Leberzirrhose leidet und mit seinen Medikamenten die Nachricht bekam, dass ihm noch nur wenige Monate zu leben bleiben. Er brach zu der illegalen Reise in die USA auf, um sich von seinen Söhnen zu verabschieden, bevor er stirbt. Teofile erzählte mir, er muss ihnen noch einen letzten Kuss geben.

 

Wie hast du Menschen überzeugt, sich von dir portraitieren zu lassen?

Anfangs waren sie sehr skeptisch, haben etwas Riskantes in mir gesehen. Doch ich war bereit, mich ihnen zuzuwenden und zu helfen. So haben sie angefangen mir ihre Geschichten zu erzählen. Als sie gesehen haben, dass ich zwar beschämt, aber trotzdem vor ihnen weinen musste, habe ich ihr Vertrauen gewonnen.