Bluewashing bei Nestlé und Co.: Was steckt hinter der Masche?

Greenwashing ist vielen ein Begriff: Große Konzerne geben vor, sich für die Umwelt einzusetzen, während sie mit ihrer Produktion die Natur zerstören. Ähnlich ist es auch beim Bluewashing, nur steht hier die vermeintlich soziale Verantwortung im Mittelpunkt.

„Wir respektieren und fördern die Menschenrechte in Übereinstimmung mit den Leitprinzipien der Vereinten Nationen und den zehn Prinzipien des UN Global Compact“: Dieser Satz könnte genau so im Programm der EU oder vielleicht sogar einer gemeinnützigen Organisation stehen. Knapp daneben. Dieser Satz ist der vierte Punkt im Grundsatzprogramm von Nestlé. Und auch der Instagram-Account des Lebensmittel-Giganten verspricht Nachhaltigkeit für Mensch und Natur. „Good Food, Good Life“ lautete der Slogan von Nestlé, dabei besteht der halbe Wikipedia-Eintrag des Schweizer Unternehmens aus Kritik und Skandalen.

Unter anderem deckte die Washington Post 2019 auf, dass sich Nestlé nicht an sein Versprechen gehalten hat, bei der Kakao-Ernte auf Kinderarbeit zu verzichten. Nestlé gab das Versprechen 2001, fast 20 Jahre zuvor. Vor zwei Jahren stand Nestlé zudem wegen der Mitfinanzierung der weißrussischen Regierung in der Kritik. Nestlé bewarb auf dem Staatssender ihre Produkte wie unter anderem Nesquik, Ciniminis und Kitkat. Kein anderes westliches Unternehmen wirbt auf dem Propagandasender so sehr wie Nestlé.

Gleichzeitig versprechen sie öffentlich immer wieder, sich für Menschenrechte einzusetzen. Diese Strategie nennt sich „Bluewashing“. Sich nach außen als sozial verantwortungsvolles Unternehmen zu zeigen, während in der Produktion unwürdige Bedingungen herrschen und die Bezahlung die Menschen nicht vor der Armut bewahrt.

Bluewashing – Ursprung in den UN

Der Begriff entstand durch ein Netzwerk an Unternehmen, das im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Diese Unternehmen versprechen, freiwillig bestimmte Prinzipien im Bereich Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung einzuhalten. Doch bei vielen handelte es sich um leere Versprechen und reine PR-Arbeit. Der Name Bluewashing wurde aus der blauen Flagge der Vereinten Nationen abgleitet.

Bis heute wird die Verbindung, genannt „United Nations Global Compact“ (UNGC), mit Missbrauchen betrachtet. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass die Unternehmen sich nicht offiziell zu ihren Zielen verpflichten müssen. Die Mitgliedschaft ist zwar freiwillig, die Einhaltung der Prinzipien aber auch. Außerdem sind die Aufnahmekriterien nicht besonders streng. So können sich Unternehmen mit dem guten Ruf der UN schmücken, ohne an irgendwelche Ziele gebunden zu sein, geschweige denn für Menschenrechtsverletzungen sanktioniert zu werden. Mitglieder sind unter anderem Nestlé, der Waffenproduzent Rheinmetall oder der amerikanische Agrarkonzern Cargill, dem Gewalt gegen indigene Völker und Zwangs- und Kinderarbeit vorgeworfen wird.