„Body Count“: Was hat der Trend mit Slutshaming zu tun?
Warum der„Body Count“-Trend Slutshaming begünstigt
Auf den ersten Blick mögen diese Witze harmlos und lustig erscheinen – und in einigen Fällen sind sie es auch. Das Kundgeben der Anzahl der Sexualpartner*innen fühlt sich für manche vielleicht an wie eine Art, seine Sexpositivität zu verkünden oder Gleichgesinnte zu finden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Doch auch wenn uns die Videos gerne mal den einen oder anderen Lacher entlocken, haben sie einen bitteren Beigeschmack. Denn als Zuschauer*in stellt man sich unweigerlich die Frage: Wie hoch bzw. niedrig ist denn ein „akzeptabler Body Count“ laut der TikTok-Community? Und um diese Frage zu beantworten, genügt es bereits, sich ein paar Videos anzusehen, um eine erschreckende Tendenz zu erkennen: Ein akzeptabler „Body Count“ ist für einige immer noch vom Geschlecht abhängig.
Während die befragten jungen Männer für eine hohe Anzahl an Sexualpartner*innen (meist vom selben Geschlecht) gefeiert werden, werden Frauen dafür verurteilt. Aus dem ungefilterten Austausch in den Umfragen geht hervor: Frauen mit einem niedrigen „Body Count“ scheinen für eine feste Bindung als deutlich begehrenswerter zu gelten als Frauen mit einem hohen „Body Count“. Und genau dafür gibt es schon längst einen Begriff: Slutshaming.
Gibt es eine „normale“ Anzahl an Sexualpartner*innen?
TikTok ist natürlich nicht die Ursache für solche Denkmuster. Aber Fakt ist: Soziale Medien haben einen enormen Einfluss darauf, welche Ressentiments nach außen getragen werden. Wenn man bedenkt, wie viele Jugendliche sich regelmäßig auf der Plattform tummeln und solch misogyne Inhalte konsumieren, bleibt einem bei so manchen dieser oberflächlichen Videos das Lachen im Hals stecken.
Sollten wir in puncto Gleichberechtigung nicht viel weiter sein? Um in einer Welt zu leben, die wirklich frei von Schamgefühlen ist, muss jeder Mensch das Recht haben, Sex für sich selbst zu definieren. Es ist total egal, mit wie vielen Personen ein Mann oder eine Frau geschlafen hat.
Es gibt keine „normale“ Anzahl an Sexualpartner*innen oder ein „ideales“ Maß an Erfahrung, und schon gar nicht muss man sich vor anderen Menschen rechtfertigen. So bleibt doch nur zu hoffen, dass auch der „Body Count“ nur eine kurzweilige Trenderscheinung ist, die genauso schnell wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.
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Bildquelle: Cottonbro Studio via Pexels