Courage – Mut zum Wandel

Z: Welchen Einfluss nimmt die Regierung auf Künstler, welche „Regelwerke“ werden ihnen aufgelegt?

A: Es gibt kein Schema, keine Vorschriften, die man als Künstler beachten muss. Aber es gibt Organe, die dafür sorgen, dass keine kritischen Meinungen Kraft bekommen. Diese Organe kommen sehr schnell zum/zur Künstler*in und schneiden ihm/ihr die Flügel ab. Ob schwarze Liste, Festnahme oder irgendwelche Scheinartikel, für die du dann jahrelang in den Knast kommst – es gibt viele Methoden. Der Staat macht alles, damit du einfach nicht existiert als Mensch, als Künstler*in. Dann stellt man sich die Frage: „Wie kann man seine Existenz sichern?“. Wenn du deinen Beruf nicht verlieren möchtest, bleibt dir vielleicht nur die Ausreise. Andere wechseln ihren Beruf.

Z: Der Dokumentarfilm ist in Zusammenarbeit mit dem Belarus Free Theatre entstanden, welches sich schon seit 16 Jahren gegen Lukaschenkos Regime stellt: Wie sieht Widerstand auf der Bühne aus?

A: Sie bearbeiten die Themen, die eigentlich nicht jeder bei sich zu Hause ansprechen will und sie trauen sich, darüber ein Stück zu machen. Sie arbeiten mit Tabu-Themen, etwa mit der Todesstrafe. Belarus ist das einzige Land in Europa, das immer noch die Todesstrafe hat. Sie arbeiten mit Themen wie Folterungen im Gefängnis oder die Entführung von Politikern. Das alles behandeln sie in einer sehr persönlichen und dokumentarischen Form. Die Stücke basieren alle auf wahren Begebenheiten, dafür sprechen sie mit Zeitzeug*innen und bekommen die Details in einer Wahrhaftigkeit, die sie dann auch so transportieren.

Das ist – ich will nicht sagen ein Stil – eine Handschrift, die ich auch als Filmemacher sehr gerne benutze und auch faszinierend und sehr persönlich finde. Das hat vielleicht auch ein Stück mit der belarussischen Kultur zu tun, wir haben einfach Bedarf nach solchen Arbeiten – ob in Literatur, Theater, Film oder Kunst. Das ist, finde ich, eine Handschrift belarussischer Kultur.