Courage – Mut zum Wandel

Z: Es wird auch auf die Rolle der Polizei eingegangen: Zum einen ist sie ein Werkzeug der Unterdrückung, zum anderen sind es eben aber auch Belaruss*innen, die teils mit den Menschen vor Ort sympathisieren. Eine Frage, die sich sicher viele stellen, ist daher folgende: Wieso machen die Polizist*innen das alles noch mit, wieso stellen sich nicht mehr von ihnen geschlossen gegen die Regierung?

A: Das ist mit Sicherheit die wichtigste Frage, die sich auch das ganze belarussische Volk stellt. Ich habe keine konkrete Antwort darauf, nur meine eigenen Vermutungen und die sind ohnehin alle bekannt: Das Regime versucht, Menschen so ideologisch zu bombardieren, dass der normale menschliche Verstand einfach nicht mehr mit diesen Zuständen arbeiten kann.

© Living Pictures Production

Teilweise sind sie auch in finanziell schwierige Situationen gebracht worden – Kredite usw. Einige glauben vielleicht sogar, dass, wenn sie ihre Arbeit nicht machen, die Protestant*innen sie umbringen werden.

Das Regime macht es auf der einen Seite sehr klug, auf der anderen Seite sehr brutal: Es macht Menschen von sich abhängig. Wenn ein junger Soldat schon einmal den Befehl ausgeführt hat, jemanden zu foltern oder zu töten, dann klebt schon Blut an seinen Händen. Wenn er dann auf einer Liste steht, weiß er, dass er keine andere Zukunft hat. Diese Methoden machen Menschen unmenschlich und unterscheiden sich nicht von denen, wie sie schon im Dritten Reich stattgefunden haben. Diese Parallelen kommen von den Belaruss*innen selbst, die „Kooperationen“ von damals wurden nicht vergessen.

Es ist eine Aufgabe für uns Künstler und Filmemacher, Historiker und auch Psychologen zu verstehen und herauszufinden, wie man mit diesen Menschen weiter zusammenleben kann.