Courage – Mut zum Wandel

Z: Was wir gerade erleben, kann man als die „letzte Diktatur Europas“ bezeichnen. Wie kann Europa also die Demokratiebewegung in Belarus unterstützen?

A: Ich glaube, das Wort „Diktatur“ hat seine Bedeutung verloren. Und ich glaube nicht, dass Belarus die „letzte Diktatur Europas“ ist – ich finde, Belarus ist die erste Tyrannei Europas. Mit Diktatoren kann man nämlich sprechen und die Geschichte zeigt, wie etwa ein US-Präsident einem Diktator die Hand geben kann: Wir haben das vor zwei Jahren mit Trump in Nordkorea gesehen.

Mit einem Tyrannen kann man nicht sprechen, er versteht nur die Sprache der Gewalt. Und wir haben es mit einem Menschen zu tun, der mit Gewalt gegen das eigene Volk vorgeht.

Was erwarte ich von Europa?

Ich erwarte einfach eine adäquate Reaktion. Während Menschen letztes Jahr mit bloßen Händen in einem geschlossenen Käfig gegen einen Tyrannen gekämpft haben, hat Europa einfach nur zugeschaut. Er fühlt sich unantastbar. So wie Millionen andere Belaruss*innen fordern wir so harte Sanktionen, dass sich Putin zwangig Mal überlegt, ob es sich für ihn lohnt, das Regime eines Tyrannen zu unterstützen.

Nach dem Ryanair-Vorfall, der Maschine, die zwangsgelandet wurde, können die Belaruss*innen nun nicht einmal mehr aus dem Land fliehen. Sie fliehen jetzt durch die Wälder.

Z: Deinem Engagement nach zu urteilen würde ich meinen, dass du Belarus schon sehr vermisst?

A: Ja, ich vermisse es sehr, da zu sein – meine Eltern leben noch dort. Ich will meine Eltern sehen, ich will meine Freunde sehen. Und natürlich ist es eine ungesunde Situation, als Künstler keinen Bezug mehr zu deinem Land zu haben. Deutschland ist meine zweite Heimat, ich wohne hier schon seit fast neun Jahren. Aber es war immer mein Ziel, hier und dort frei zu arbeiten. Wenn eines der beiden wegfällt, dann ist es so, als fehle dir ein Lungenflügel und du könntest nur mit halber Lunge atmen.

Z: Vielen Dank für das Interview!

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Bildquelle: © Living Pictures Production; CC0-Lizenz