Benching, Breadcrumbing und Co.: Warum braucht jedes Dating-Malheur einen Namen?!

In der Ära der sozialen Medien können vor allem Phänomene, die einen konkreten Namen haben schnell viral gehen – so auch bei Dating-Trends. Wenn eine bestimmte Art des Datings oder Verhaltens plötzlich viel Aufmerksamkeit in den sozialen Medien bekommt, wird ihm meist ein einprägsamer Name verpasst, um darüber zu sprechen.

Die Verwendung von Namen ermöglicht es den Menschen, bestimmte Dating-Verhaltensweisen zu identifizieren und zu kategorisieren. Das ist sicher nützlich, um Themen einzuordnen oder gemeinsam darüber zu diskutieren. Wenn jeder weiß, was beispielsweise „Ghosting“ oder „Breadcrumbing“ bedeutet, wird die Kommunikation darüber natürlich leichter. Man kann nicht leugnen, dass es unterhaltsam ist, mit Freund*innen das Verhalten ehemaliger Dating-Partner*innen auszuwerten und mit eben jenen Begriffen um sich zu werfen. Die Benennung von Dating-Trends mit seltsamen oder humorvollen Namen hat definitiv Unterhaltungswert und kann dazu beitragen, Gespräche darüber interessanter zu gestalten. Es kann Spaß machen, solche Begriffe zu verwenden und darüber zu scherzen.

Der Punkt ist nur: Jede Banalität, jede absolute Nichtigkeit bekommt irgendeinen Stempel aufgedrückt. Es ist wahr, dass viele Menschen sich beim Dating nicht unbedingt korrekt verhalten. Aber hat wirklich jede Kleinigkeit eine eigene Bezeichnung verdient? Trägt das nicht eher dazu bei, dass einer Sache, die absolut nicht der Rede wert ist, unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit zukommt? Wir leben in einer Zeit, in der Dinge teilweise unnötigerweise stark dramatisiert werden.

Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: Wenn wirklich toxische Verhaltensweisen eine vergleichsweise niedliche Bezeichnung zugeschrieben bekommen, geht die Ernsthaftigkeit des Problems gewissermaßen verloren. Bestimmte Verhaltensweisen werden eventuell verharmlost oder als normal angesehen, obwohl sie in Wirklichkeit absolut respektlos oder sogar gefährlich sein können.

Außerdem: All diese Dating-Verhaltensweisen, die mit Namen versähen werden, sind absolut nichts Neues. Benching, Ghosting und auch Breadcrumbing hat es schon immer gegeben – sie wurden nur nicht so genannt. Darüber hinaus tragen derartige Bezeichnungen zu Stereotypisierungen bei. Die Benennung von Dating-Trends kann dazu führen, dass komplexe menschliche Beziehungen und Verhaltensweisen auf einfache Labels reduziert werden. Die Vielfalt menschlicher Erfahrungen wird dabei völlig außer Acht gelassen.

Insgesamt ist es wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu wählen. Die Benennung von Dating-Trends kann nützlich sein, um über bestimmte Verhaltensweisen zu sprechen und sie zu analysieren, aber es sollte auch darauf geachtet werden, dass dies nicht dazu führt, dass Beziehungen zu stark vereinfacht oder stereotype Vorstellungen verstärkt werden. Es ist wichtig, die Vielfalt menschlicher Beziehungen und Erfahrungen anzuerkennen und offen über Dating-Themen zu sprechen, ohne sich ausschließlich auf Begriffe zu verlassen.

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Bildquelle: cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz