„Perfect Moment Syndrome“: Was macht den perfekten Moment aus?
Viel zu oft versuchen wir, den perfekten Moment zu planen – ihn quasi zu erzwingen. Den Drang nach dem makellosen Augenblick bezeichnet man als „Perfect Moment Syndrome“. Doch wie sinnvoll ist das überhaupt?
Wir meinen gerne, dass manche Tage im Leben einfach perfekt sein müssen: so zum Beispiel unser 18. Geburtstag, das erste Date und die irgendwann folgende Hochzeit. Insbesondere was die Liebe angeht, nehmen wir uns gerne Darstellungen aus Filmen und Serien zum Vorbild – wie oft haben wir uns bereits vorgestellt, eine Hochzeit wie im Liebesfilm zu erleben?
Nun hat das echte Leben aber einen entscheidenden Nachteil: Wenn beim Dreh eines Films eine Szene nicht gleich beim ersten Mal sitzt, kann man es einfach nochmal probieren. Dem Endprodukt sieht man das nicht mehr an, wir sehen nur einen Zusammenschnitt der besten Takes – den perfekten Moment. Auf die Realität übertragen müsste man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass das schlicht nicht geht. Fehler können passieren und Personen vom Skript abweichen. Dennoch versuchen wir es immer wieder und ärgern uns schließlich, wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft. Doch warum eigentlich?
Für wen leben wir eigentlich den Moment?
Vielleicht setzten wir unsere Prioritäten ja falsch: Machen wir uns die ganzen Mühen, den perfekten Tag zu planen, weil wir für uns schöne Erinnerungen schaffen wollen? Wenn wir ein Erlebnis eher positiv bewerten, dann wird uns unser Gehirn schon von allein den Ärger über die kleinen Missgeschicke vergessen lassen. Wir setzen uns also nur unnötigem Stress aus, wenn wir Perfektion erzwingen wollen. Ein Beispiel: Wenn auf deiner Feier kurzzeitig die Musik ausfällt, dann ist das nicht schön, doch deine Gäste werden nicht am nächsten Tag zu dir kommen und sagen: „Also als gestern die Musik dieses eine Mal ausgefallen ist, das hat mir schon den Abend versaut!“ – woran sie sich aber erinnern werden, ist, wenn du deswegen einen halben Nervenzusammenbruch hattest.
Perfektion wird erst wichtig, wenn wir nach ihr streben: Legen wir es darauf an, alles „perfekt“ zu machen, dann wird uns selbst bei zehn Sachen, die perfekt liefen, die eine besonders stark im Gedächtnis bleiben, die es nicht war. Und wenn wir die ganze Zeit mit dem Gefühl umherlaufen, dass ja irgendwas schieflaufen muss, fallen plötzlich Kleinigkeiten ins Gewicht, die sonst gar nicht aufgefallen wären. Je mehr wir also darauf achten, dass alles perfekt ist, desto schwerer machen wir es uns selbst und desto unmöglicher wird dieses Vorhaben.