depression-maenner

Depressionen: Von falschen Wahrheiten und Mauern im Kopf

Um mit dieser Verwechslung aufzuräumen: Trauer und Glück wechseln sich im Leben eines gesunden Menschen ab. Kommen einmal schlimme Zeiten, weiß man, dass es auch wieder besser wird. Das gibt die Kraft, sich hindurchzukämpfen. Depressionen sind das, was entsteht, wenn dieses System aus Hochs und Tiefs kaputt geht: Man glaubt nicht daran, dass es eines Tages besser sein wird.

Ein langsamer Weg, tot zu sein

Dr. Solomon beschreibt Depressionen in diesem Zusammenhang als: „Ein langsamer Weg, tot zu sein.“ Egal, was einem früher Freude bereitet hat, man hat die Lust daran verloren. Das frühere Lieblingsessen schmeckt fade und selbst das Kauen und Runterschlucken kostet soviel Kraft, dass es unzumutbar wird.

Für einen Außenstehenden mag es so scheinen, als wäre man nur etwas nachdenklich. Aber was ist, wenn Du jeden Tag von diesen Gedanken verfolgt wirst? Es ist, als wäre die Nervenverbindung zwischen Gehirn und Fingern verstopft. Gedanken haben die Macht, Dich zu lähmen, auch wenn sie “nur in Deinem Kopf“ sind. Dann hilft wohl nur noch: Licht aus und Bettdecke über dem Kopf. Weit weg von der Welt, die für einen scheinbar nichts mehr zu bieten hat.

Was wir sehen, ist eine Lüge

Jemand mit Depressionen denkt nicht: So wie meine Umgebung wahrnehme, ist sie nicht in Wirklichkeit. Ein grauer Vorhang liegt momentan über dieser bunten Welt und wenn ihn nur jemand wegnimmt, ist alles wieder wie früher. Leider neigt man viel eher zu einer Sicht wie dieser hier: Die Welt schon immer grau gewesen und bis vor kurzem hat ein bunter Vorhang über ihr gelegen. Jetzt aber hat jemand diesen Vorhang unwiederbringlich weggerissen.

Es fühlt sich an wie eine Art Erkenntnis: Gerade ist mir klar geworden, wie schlecht die Welt in Wahrheit ist und jetzt wo ich das weiß, kann ich nicht mehr zurück.
Wenn mir mein Therapeut die Gründe aufzählt, für die es sich zu leben lohnt, ergeben diese objektiv auch einen gewissen Sinn. Dennoch denke ich immer, er läge mit seiner Sicht falsch und ich richtig.

Man muss erkennen, dass man die Welt aus der Sicht eines Kranken sieht und dass die verschwundenen Farben wieder zurück kehren können.