Mann mit Spiegel

Der perfekte Mann: Von Bodybuildern, Botox und Brustbehaarung

Laut Statistiken der VDÄPC (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen) hat sich die Zahl der Ästhetisch-Plastischen Operationen beim Mann von 2018 auf 2019 verdoppelt und im Jahr 2020 erlebten manche Eingriffe zusätzlich einen Zoom-Boom, da viele Menschen sich nun ständig selbst auf dem Bildschirm sahen. Nach Angaben der American Society of Plastic Surgeons ist die Zahl der Vorgespräche für kosmetische Eingriffe bei Chirurgen seit 1,5 Jahren um 64 Prozent in die Höhe geschossen. Egal ob Botox, Haartransplantationen, Lidstraffungen oder gleich ein ganzes Lifting.

„Unsere Patienten haben mehr Zornesfalten, weil sie im vergangenen Jahr so viel Stress hatten“, sagt Chirurgin Catherine Hannan und spricht damit ein Thema an, welches gerade Männer in den vergangenen Jahren immer mehr zu schaffen gemacht hat. Denn obwohl die Herren der Schöpfung im Vergleich zu den Damen, statistisch gesehen auch mit steigendem Alter von Außenstehenden noch als attraktiv bewertet werden, so nagen auch bei ihnen Falten am Selbstbewusstsein.

Ein Charaktergesicht? Gerne. Aber tiefe Falten auf der Stirn müssen dann doch nicht sein.

Das weiß mittlerweile auch die Kosmetikindustrie. Männer sind die Zielgruppe schlechthin. Wenn ein Mann sich mal für ein Produkt entschieden hat, dann bleibt er dabei. Tobi benutzt zum Beispiel seit Jahren dieselbe Zahnpasta und ich kann mich lebhaft an einen Beinahe-Nervenzusammenbruch meines Großvaters erinnern, weil sein Haarwachs aus dem Sortiment genommen wurde. Männer kaufen ein Produkt, weil sie es kennen, mögen und brauchen. Dabei geht es nicht um das Erlebnis des Kaufes an sich, sondern um den Bedarf. So gehen Männer häufiger in ein Geschäft, mit der Intention ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Die Marketing-Expertin Marti Barletta drückt diese Erkenntnis simpel aber äußerst treffend aus: „Men are buyers, Women shoppers„. Auch die Farbe des Produktes spielt hier eine große Rolle. So fällt bei der Betrachtung von Produkten, die Männer ansprechen sollen auf, dass diese häufig in Schwarz-Rot gehalten sind. Alpecin zum Beispiel. Auch die Werbung für Männer ist „kerniger“ gehalten als für Frauen. Oft werden Männer als Alleskönner dargestellt. Als der „perfekte Kerl“ mit Bart und Motorrad, der cool eine Küstenstraße entlangcruised. Gerade Bart-und Gesichtspflegeprodukte erfahren einen großen Aufschwung. Haare? Ja bitte, aber an den richtigen Stellen. Denn obwohl „Holzfällerbärte“ angesagt sind, ist das Fell an anderen Stellen eher verpönt. Genetisch natürlich fragwürdig, denn wer viele Haare im Gesicht hat, der wird sie logischerweise auch an anderen Stellen vorfinden. Das will aber keiner so gerne zugeben, also geht man(n) zum Waxing, Sugaring oder unterzieht sich einer Laserbehandlung. Schließlich sollen die Locken nicht aus dem Shirt rauswachsen. Die Kassen der Schönheitsindustrie klingeln.