Der perfekte Mann: Von Bodybuildern, Botox und Brustbehaarung

Während vor ein paar Jahrzehnten noch Schauspieler wie Tom Sellek mit Brusthaartoupet und weniger definierter Bauchmuskelregion den Inbegriff von Männlichkeit darstellten, herrscht spätestens seit der Jahrtausendwende bei vielen jungen Männern allgemeine Unsicherheit darüber, an welchem Ideal sie sich noch orientieren sollen. Die Auswahl ist riesig, nur auf eins scheint sich die breite Masse einigen zu können: Groß und durchtrainiert soll der Mann sein. Naja, und gepflegt natürlich. Aber nicht zu gepflegt. Hohe Wangenknochen wären toll, genauso wie eine reine Haut. Aber bitte nicht zu viele Cremes im Badezimmer stehen haben. Weiche Hände sind wichtig, aber zur Maniküre gehen? Macht man(n) das? Ihr merkt, es ist kompliziert.

Bei Frauen ist sich die Gesellschaft da schon eher einig. Jung, glatte Haut, große Augen und Lippen. Auch Attraktivitätsforscher wissen mittlerweile: Bei Männern ist die Streuung breiter.

Das macht Druck

Eine Studie der Norwegian University of Science and Technology mit 2400 Männern im Alter zwischen 18 und 32 Jahren stellte 2018 fest, dass 10 Prozent der Männer eine Störung des Körperbildes aufwiesen. Einer von drei Männern machte eine Diät, weil er sich „zu dick“ fühlte, ohne jedoch übergewichtig zu sein. Die Folgen dieser Entwicklung liegen auf der Hand. Eine Hyperfokussierung auf das eigene Körperbild kann ebenso zu Depressionen und Essstörungen führen, wie auch zu Alkohol und Drogenmissbrauch.

Social Media wirke dabei wie ein Katalysator, da die Inhalte vor allem über Fotos und Videos funktionieren. Über die Hintergründe erfährt man jedoch wenig. Tobi sieht beispielsweise nur das Sixpack, nicht jedoch die Arbeit, die dort hineingeht. Ebenso wenig, wie die dahinterstehenden Sponsoren, Trainer und psychischen Herausforderungen.

Und noch eine Neuerung gibt es: Männer unterziehen sich häufiger Schönheitsoperationen.

Das sind zwar nicht dieselben Eingriffe, die Frauen vornehmen lassen, aber das macht sie nicht weniger relevant.

Ein bisschen ironisch ist es schon, während Frauen sich die Brüste vergrößern lassen, lassen Männer sie sich verkleinern. Eine der beliebtesten Schönheits-OPs bei Männern ist die so genannte Gynäkomastie. Denn unabhängig vom Gewicht bildet sich bei manchen Männern eine vergrößerte Brust aus. Eine Tatsache von der Men’s Health und Co. jedoch scheinbar noch nie etwas gehört haben.