Zwei Menschen die zusammen auf den Boden liegen, einer raucht

People Pleasing in Freundschaften: Unangenehme Themen ansprechen 

People Pleasing ist der Druck, immer für andere da und keine Bürde zu sein. People Pleaser stellen ihre eigenen Erwartungen und Bedürfnisse hintenan und nein sagen ist ihr persönlicher Mount Everest. Doch wie funktioniert das in zwischenmenschlichen Beziehungen wie Freundschaften? 

Disclaimer: Der Artikel basiert in Teilen auf den Erfahrungen unserer Autorin

Gute Freundschaften sind elementar für unsere Gesundheit, sie helfen uns im Alltag und machen das Leben generell schöner. Aber jede gesunde zwischenmenschliche Beziehung braucht Arbeit, Konversation und gegenseitiges Interesse und Verständnis, um zu funktionieren. Das fällt denjenigen schwerer, die sich nicht trauen, ihre eigenen Bedürfnisse anzusprechen.  

Oftmals kommt People Pleasing aus dem (selbst bewusst) nicht rationalen Gedanken, dass man in einer Freundschaft nicht mehr zu bieten hat, als für andere da zu sein. Umgekehrt entsteht daraus der Gedanke, wenn man etwas macht, dass der anderen Person nicht gefallen könnte, dass man sie dann verliert.  

„Zwei Dumme, ein Gedanke“ 

Es hat mich eine Freundin gebraucht, die eine schlimmere People Pleaserin ist als ich, um zu realisieren, dass Freundschaften so zwar etwas mehr Verständnis und Rücksicht fordern, aber umso mehr zurückgeben können. Auch wenn man als People Pleaser selbst daran arbeiten muss, nicht zum Fußabtreter zu werden, hilft es ungemein, jemanden zu haben, der darauf achtet, dass man sich nicht verausgabt: Jemand, der sich nicht mit einem Schulterzucken und „mir egal, worauf hast du Lust?“ zufriedengibt, sondern klare Antworten fordert. Es ist oftmals ein Hin und Her, weil wir beide die Verhaltensmuster der anderen erkennen und stoppen wollen. Aber so entsteht auch ein viel höheres Bewusstsein für das eigene, sonst unbewusste Verhalten.  

Sich unbeliebt machen? 

Manchmal machen auch Freund*innen etwas, das uns aufstößt. Und das anzusprechen ist wichtig. Zum einen, da es nicht gut ist, seine Emotionen zu unterdrücken und zum anderen, weil die andere Person nur dann etwas ändern kann, wenn sie weiß, was einen stört. 

Vor allem können solche Gespräche aber eine Freundschaft stärken. Sich gegenseitig zuhören, gegebenenfalls auch argumentieren, aber zusammen eine Lösung zu finden und sich einfach auszusprechen, kann nicht nur als People Pleaser ein befreiender und augenöffnender Moment sein, insbesondere wenn man realisiert, dass man sich in keiner gesunden Beziehung unbeliebt machen kann, wenn man seine Bedürfnisse anspricht und erwartet, dass sein Gegenüber diese respektiert.  

Ausgewogene Emotionen 

Man kann es nicht immer allen recht machen, das würde voraussetzen, dass man immer genau weiß, was die anderen erwarten – und selbst dann könnte das nur mit einer absoluten Unachtsamkeit den eigenen Gefühlen gegenüber stattfinden. 

People Pleasing hat mehrere Facetten und Hintergründe, aber keine Beziehung, ob freundschaftlich oder nicht, sollte darauf basieren, dass man zu allem Ja und Amen sagt und sich selbst komplett vernachlässigt. Dazu gehört auch, unangenehme Themen anzusprechen und für sich selbst einzustehen. Das Ganze ist jedoch ein Prozess, der seine Zeit braucht, das alles auch für sich selbst zu realisieren und zu verstehen.  

People Pleasing und psychische Probleme können zusammenhängen. Falls du Hilfe benötigst, bietet die Telefonseelsorge unter 0800 1110111 anonyme und kostenlose Beratungen an. Für Jugendliche bietet die Nummer gegen Kummer unter 116111 Hilfe an. 

Gleich weiterlesen:

Bildquelle: cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz