Michelle hat 30.000 Euro Schulden wegen YouTube und ist kein Einzelfall
Mit 18 hat sie YouTube zu ihrem Beruf gemacht, jetzt sitzt sie auf 30.000 Euro Schulden. Was ist hier passiert?
Michelle Danzinger ist eine 22-jährige YouTuberin aus Wien, die regelmäßig auf ihrem gleichnamigen Kanal Videos hochlädt. Die Themen drehen sich um Mode und Lifestyle. Anfangs lief dieses Konzept gut, sie verdiente genug, um von diesem Job zu leben. 2019 drehte sich die Situation allerdings, denn die Klicks brachten ihr nach einer Zeit der unregelmäßigen Uploads zu wenig Geld im Monat ein und sie konnte ihre Grundkosten nicht mehr decken.
„Man weiß einfach überhaupt nicht, was auf einen zukommt.“
sagt Michelle rückblickend über die Probleme, von denen sie anfangs nicht wusste, dass sie sie jemals bekommen würde.
Mentale Schwierigkeiten machten dies nicht leichter. Und als auch die Kooperationen mit Firmen ausblieben, sie viel in ihre eigene Marke investierte und sonstige Zahlungen wie Steuern und Sozialversicherung dazukamen, häuften sich die Schulden an. Vor allem am Anfang der Corona-Pandemie haben Firmen Werbe-Kampagnen mit Influencern abgesagt oder pausiert.
Dass noch etwas mehr hinter den Schulden steckt, spricht sie nur kurz an, denn aus „rechtlichen Gründen“ könne sie es nicht genauer erklären. Sie sagt nur, dass man nicht leichtfertig alle Verträge, die einem vorgelegt werden, unterschreiben sollte. Einen Seitenhieb gegen „Influencer“ hängt sie in einem ihrer Videos, in denen sie über ihre Schulden spricht, auch an. „Bitte verkauft euch nicht unter Wert“ sagt sie, da einige Influencer Kooperationen annehmen, ohne ausreichend oder sogar gar nicht dafür bezahlt zu werden. Michelle hat sich mittlerweile einen zweiten Job gesucht, um wieder ein fixes Einkommen zu haben.
Kein Einzelfall
Michelle ist aber nicht die Einzige, die durch YouTube in die Schuldenfalle getappt ist. YouTuber „Danergy“ hat ebenfalls Schulden angesammelt, wie er in einem von ihm am 5. September 2020 veröffentlichten Video (und einigen „Updates“) erzählt. Dabei soll es sich um eine Summe von 46.000 Euro Steuergeld handeln, die er jetzt zurückzahlen muss. YouTube an den Nagel zu hängen kommt aber auch für ihn nicht in Frage, er will sich auch keinen zusätzlichen Job suchen, obwohl er seine Handyrechnung und Wohnung nicht mehr bezahlen kann und von seiner Mutter Geld für Essen bekommt.
Übeltäter Finanzamt?
Was diese Geschichten gemeinsam haben? Michelle und „Danergy“ wurden beide von hohen nachzuzahlenden Geldsummen überrascht, die nicht bewusst durch einen exzessiven Lebensstil entstanden sind. Influencer müssen ganz genau darauf achten, wie sie ihre Einnahmen versteuern. Dazu zählen nicht nur Geldzahlungen, sondern auch Gratis-Produkte, wie das Handelsblatt schreibt. Manchen Influencern ist dies nicht bewusst und so kann es sein, dass nach Jahren eine große Rechnung ins Haus flattert. Immerhin gibt es vom Bundesfinanzministerium einen Leitfaden, der direkt an Influencer gerichtet ist, und ihnen helfen soll, sich durch diesen Finanz-Dschungel zu navigieren.
Instagram, der Geldfresser
Die viral gegangene Geschichte von Influencerin „Lissette Calveiro“ zeigt, dass auch Instagram Leere auf dem Konto verursachen kann. Lissette war nach drei Jahren Instagram-Tätigkeit 10.000 Euro im Minus, weil sie auf ihrem Account immer die neuesten Outfits präsentieren wollte und Reisen unternahm, die sie sich eigentlich nicht leisten konnte. Heute arbeitet sie als „Influencer-Coach“ und hat sich scheinbar von dieser finanziellen Belastung gänzlich erholt. Immerhin verdient sie nach eigenen Angaben heute 10.000 Dollar pro Monat.
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Bildquelle: freestocks.org von Pexels; CC0-Lizenz