Influencerin Cindy Jane Interview

Cindy, 26, ist Influencerin

Cindy und ich sind zum Telefonieren verabredet und als sie rangeht, klingt sie wie gewohnt fröhlich. Anders habe ich sie in der Social Media Agentur, in der wir zusammen arbeiten, allerdings auch noch nie erlebt. Sie ist generell eine sehr lockere Person, die nicht nur durch ihren Stil, sondern auch durch ihren bisweilen überraschend bösen Humor besticht. Obwohl sie mehr als 14.000 Follower auf  Instagram und auch schon die ein oder andere Award-Auszeichnung oder -nomierung mitgenommen hat, ist sie aufgeschlossen und bodenständig. Während wir uns in unseren Mittagspausen meistens über dies und jenes unterhalten haben, sind wir noch nie wirklich auf ihr Influencerdasein zu sprechen gekommen. Höchste Zeit, das mal nachzuholen.

Der raue Ton der Anonymen

 

Im Gespräch erfahre ich, dass Cindy bereits seit fünf Jahren einen YouTube Kanal hat, der damals zu Bekanntheit gelangte, als sie sich mit Henna die Haare färbte. Auch auf Instagram ist sie täglich aktiv. Meistens drehen sich ihre Beiträge rund um die Themen Mode, Beauty und Reisen. Dass es genau in diesem Bereich abertausende weitere Influencer gibt, die um die Gunst der Follower buhlen, weiß sie natürlich. Trotzdem würde sie sich nicht mit der Konkurrenz vergleichen oder sich von dem Druck stressen lassen. „Ich mache das, worauf ich Bock habe. Entweder den anderen gefällt es oder nicht“, sagt sie.

Durch die Arbeit als Influencerin habe sie sich allgemein nicht großartig verändert, außer, dass sie selbstbewusster geworden sei – und das, obwohl der Umgangston in den verschiedenen Netzwerken schon mal sehr rau werden kann. „Instagram ist sehr harmlos, was Kritik und Hate angeht“, erklärt sie. „YouTube ist da ein bisschen heftiger, weil da Leute sind, die kein Profilbild haben und von denen man nicht weiß, wer dahintersteckt. Die haben oft eine verborgene Identität. Da kriegst du schon eher fiese Kritik ab.“ Im Grunde sind ihre Follower ihr aber sehr wohlgesonnen. „Ich habe eine sehr liebe Community im Vergleich zu dem, was ich manchmal bei anderen YouTubern sehe. Das einzige, was halt vorkommt, ist das Rumhacken auf dem Äußerlichen.“ Während sie konstruktive Kritik gerne entgegennimmt, lässt sie die meisten solcher Hate-Kommentare nicht an sich ran, da sie sich im Laufe der Jahre ein dickes Fell wachsen lassen hat.

Viel mehr stört es sie aber, dass ihre Arbeit als Influencerin von vielen nicht als richtiger Beruf angesehen wird. Da es diesen Job noch nicht lange gibt, verstehen die Leute oft nicht, dass viel Arbeit dahinter steckt. Meist arbeitet Cindy aber auch am Wochenende und lädt Videos hoch, beantwortet Kommentare und erstellt Insta-Stories. Außerdem sei es ein Irrglaube, dass die Werbegeschenke, die sie von verschiedenen Unternehmen erhält, ihr Geld einbringen. „Über die freust du dich zwar mega und benutzt sie weiter für deine Videos, aber trotzdem steckt da ja kein Geld hinter. Du kannst damit ja nicht deine Miete bezahlen“, erklärt Cindy. „Ich finde es schade, wenn die Leute sagen: ‚Du bekommst ja voll viel zugeschickt. Du hast eh keine Arbeit und chillst den ganzen Tag zu Hause.‘ Das stimmt einfach nicht. Es ist ein Fulltime Job, der aber auch Spaß macht“, erzählt sie.

Ein öffentliches privates Leben

 

Trotz der vereinzelten Kritik und den anonymen Hatern bereut sie es aber keinesfalls, so viel von sich preiszugeben und ihr Leben öffentlich zu machen. Nur im privaten Umfeld ist das manchmal schwierig. „Es ist immer etwas komisch, wenn das Leute betrifft, die mit mir etwas zu tun haben, wie meine Eltern. Die wissen dann halt ganz genau, wo ich schon wieder eingekauft habe. Oder wenn ich meinen Freunden etwas erzähle und sie das schon wissen, weil sie alles gesehen haben in der Insta-Story. Sonst bereue ich nichts.“

Wichtig ist ihr, ihre Wohnumgebung nicht zu zeigen oder direkt aus dem Fenster zu filmen, um potentielles Stalking zu vermeiden. Neben ihrem Standort würde sie auch nie zu freizügige Bilder posten. „Jetzt sind bestimmt alle Männer, die mir auf Instagram immer schreiben, voll enttäuscht“, sagt sie mit einem Augenzwinkern lachend. Auch hütet sie sich davor, zu viele Kooperationen mit Marken einzugehen. „Jeder Influencer hat zudem oft auch Angst, dass die Follower einen nicht mehr für voll nehmen und dass dann die Authentizität verschwindet“, gesteht sie. Deswegen geht sie nur mit Unternehmen eine Zusammenarbeit ein, hinter denen sie zu 100% steht und mit denen sie auch privat etwas zu tun hat. Ob sich da wohl der ein oder andere eine Scheibe abschneiden könnte?

Ob sie auch in den kommenden Jahren noch Produkte bewerben und Influencerin sein möchte? Diese Frage hat sie sich auch schon öfter gestellt. Auf jeden Fall möchte sie gerne so lange wie möglich Influencerin sein. Schließlich hat sie sich für die nächsten fünf Jahre ein paar Ziele gesetzt. „Ein Ziel ist natürlich, noch ein bisschen größer zu werden und eine größere Community aufzubauen. Und ich würde wahnsinnig gerne etwas in der Schmuckrichtung rausbringen, zum Beispiel eine Kette.“ Die Zukunft sieht sie generell als Chance. „Wenn du älter wirst, wird die Community ja auch älter. Dann kannst du Videos oder Instagram Posts für die bestimmte Altersgruppe machen. Aber wie lange ich das noch machen möchte und wie lange das noch alles klappt, weiß ich natürlich nicht.“

Hier noch ein paar Impressionen von Cindys Instagram Account:

https://www.instagram.com/p/Bny2CUcjLFr/?taken-by=ciindy_jane

https://www.instagram.com/p/BnmDxK2jwZr/?taken-by=ciindy_jane

https://www.instagram.com/p/BnJ2wvrjQyl/?taken-by=ciindy_jane

https://www.instagram.com/p/BnCGXVnjO9A/?taken-by=ciindy_jane

https://www.instagram.com/p/BmoOwYDjDQb/?taken-by=ciindy_jane

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Bildquelle: © Privat