Helle Wohnung mit türkisem Sofa und Pflanze

10 Dinge, die ich bei WG-Besichtigungen gelernt habe

Wohnungssuche. Ein Schlagwort, dass oft nicht für große Begeisterung, sondern bei den meisten für großes Grauen sorgt. Egal ob Student*in oder Berufstätige*r: irgendwo müssen wir alle wohnen. Um dich auf die Suche vorzubereiten, folgt hier eine Liste der Dinge, die ich bei WG-Besichtigungen gelernt habe.

1. Ghosten schlimmer als beim Dating

Falls irgendjemand behauptet, er*sie hat noch nie geghostet, dann kann ich das nicht glauben. Ghosten funktioniert nicht nur bei flüchtigen mehr oder weniger romantischen Bekanntschaften, die man loswerden möchte, sondern auch bei WG-Interessent*innen – und das wird auch fleißig getan. Denn am Wohnungsmarkt scheint das Normalzustand zu sein, und hier fühlt sich keiner, im Gegensatz zum Daten, schlecht. Fairerweise muss angemerkt werden, dass das mit der Flut der Anfragen zusammenhängen kann, die manche bekommen. Aber eine kurze Copy-Paste-Nachricht mit einer Absage würde da eigentlich schon genügen.

2. Funke springt nicht immer über

Oft habe ich mir die Beschreibungen der bereits vorhandenen WG-Bewohner*innen auf WG-Gesucht durchgelesen und fand sie interessant und sympathisch. Es gibt gemeinsame Interessen – oder verbindende Abneigungen. Dann passiert aber manchmal folgendes: beim Zoom- oder Skype-Call will der Funke so gar nicht überspringen. Klar, du kannst nicht jeden mögen, das ist ganz normal. Aber das Gefühl nach so einer Begegnung ist wie nach einem schlechten Date: Einfach extrem unangenehm.

3. Wenn der Preis zu niedrig ist, ist etwas faul

Man kennt sie. Die große Euphorie, wenn man ein „Schnäppchen“ entdeckt. Ob beim Einkaufen oder eben auch bei der Wohnungssuche. Allerdings gibt es bei Wohnungen meist einen Haken. Meine Lieblingsfunde sind: eine unabgeschlossene Toilette im Treppenhaus, die jeder ohne Einschränkung benutzen kann, und die zu keiner Wohnung gehört, oder eine Dusche, die einfach im Gang in der Wohnung steht und nur mit einem Duschvorhang abgetrennt wird. Es gibt viele seltsame Entscheidungen, die von (vielleicht) besoffenen Architekt*innen getroffen wurden. Vielleicht ist es aber auch eine lustige Erfahrung, in einer dieser Wohnungen zu wohnen. Einfach um etwas zu erzählen zu haben. Aber merk dir eins: Wenn der Preis ganz verdächtig niedrig ist, dann hat das meistens einen Grund.

4. Gerüche der*s Vormieterin*s

Auf Fotos sind Wohnungen natürlich ins beste Licht gerückt worden. An einem sonnigen Tag fotografiert, mit der schönen Lichterkette und den Möbeln des Vormieters oder der Vormieterin. Alles gut soweit. Aber worauf du oft nicht vorbereitet bist, sind die Gerüche, mit denen du konfrontiert wirst. War die Person, die vor dir in der Wohnung gewohnt hat Raucher*in? Dann wirst du das am Zimmer merken, weil der Geruch nicht mehr rausgeht. Und ganz abgesehen davon: jeder Ort hat einen anderen Geruch, an den du dich erst gewöhnen musst. Und ein kleiner Tipp: auch der beste Raumduft mit Zitronennote kann manche Gerüche nicht überdecken.

5. 40 „Bewerber*innen“

„Ich hab in den ersten Stunden schon 40 Anfragen auf WG-Gesucht bekommen.“ ist einer der Sätze, die ich zu hören bekommen habe. Eines muss dir immer klar sein: Egal wie schnell du beim Anschreiben bist, du wirst nicht der*die Einzige*r sein. Und Anfragen wie: „Ich hätte gern die Wohnung.“ bringen nicht unbedingt weiter, weil sie von den meisten gleich aussortiert werden.

Und falls es mit der Wohnung nichts wird: Einfach an all die anderen Bewerber*innen denken, bei denen es auch nicht geklappt hat und schon fühlst du dich besser.

6. „Baust du gerne Tomaten an? Nein?“

Auf manche Fragen bist du nicht vorbereitet. Und manchmal werden Entscheidungen auch aufgrund von außergewöhnlichen Kriterien wie einem möglicherweise vorhandenen Hobby für das Anbauen von Tomaten getroffen. Es liegt einfach nicht in unserer Hand…

7. Auch „ausgewählte Mitbewohner*innen“ können die Hölle sein

Ich habe einige Horrorstories über Mitbewohner*innen gehört (und zum Teil selbst erlebt). Das Zusammenleben mit solchen Mitbewohner*innen kann nach einer gewissen Zeit einfach nur extrem nerven. Ob es jetzt darum geht, dreckiges Geschirr nicht wegzuräumen, fremde Zahnbürsten (ob Absicht oder nicht) zu benutzen, oder einfach Essensreste ein paar Wochen zum Verschimmeln zu „vergessen“, bei einem WG-Casting ist es wie beim Bewerbungsgespräch: Du zeigst dich von deiner besten Seite und beginnst vielleicht sogar ein kleines bisschen zu flunkern. „Ich geh bald ins Bett und hör nicht bis 3 Uhr morgens Metal.“ „Ja, ich bin sehr ordentlich und halte mich an den Putzplan.“ Oder: „Nein, ich hab nicht oft nächtlichen Besuch.“ Wer’s glaubt. 

8. Zeit- und „nervenintensiv“

Für manche ist die Suche leicht. Der erste Versuch ein Treffer. Aber so einfach ist es für die Mehrheit natürlich nicht. Ganz allgemein: Wohnungen (wenn du gewisse Ansprüche hast wie z. B. eine Dusche, die nicht auf dem Gang steht) suchen macht keinen Spaß, egal ob inklusive oder ohne Mitbewohner*innen. Und es kostet sehr viel Zeit, sehr viele Nerven und du brauchst auch eine gewisse Frustrationstoleranz. Denn nach der zehnten Absage lässt die Motivation schon radikal nach. Also solltest du früh genug mit der Suche anfangen, um dich nicht unnötig stressen zu müssen.

9. Preisfalle

Möbliert oder unmöbliert? Das ist die erste Frage, die du dir stellen musst. Auch wenn die Miete billig ist, kann es sein, dass noch ein Bett, ein Schrank und und und fehlen. Und auch wenn du versuchst ein Sparfuchs zu sein, die Ausgaben summieren sich schnell. Dann können zusätzlich Nebenkosten wie Strom, Wasser, Internet und Rundfunkgebühren dazukommen, die vorher nicht angegeben waren. Deshalb immer vorher alles abklären, bevor du dich nachher wunderst. 

10. Connections helfen

Vitamin B ist DAS Wundermittel für alles. Du brauchst einen Job? Ein*e Bekannte*r von eine*m Bekannten kann sich ja mal umhören. Du brauchst eine Wohnung? Die Freundin meines Cousins dritten Grades hat da sicher was für dich. Dumm ist es nur, wenn sich keine Immobilienhaie in deinem Bekannten- oder Verwandtenkreis befinden, denn dann stehst du auf Stufe 0 und du musst Bewerbungen und Anfragen schicken – wie alle anderen auch.

Bild: Unsplash; CCO-Lizenz