Deutsche Top-Unternehmen: Mehr Christians als Frauen im Vorstandsvorsitz

Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat deutscher Börsenunternehmen werden insgesamt immer mehr, doch bei dem aktuellen Tempo würde es noch fast 20 Jahre dauern, bis Frauen und Männer zahlenmäßig gleichgestellt sind.

Zum ersten Mal gibt es weniger Vorstände, die ausschließlich mit Männern besetzt sind, als Vorstände, die mindestens mit einer Frau besetzt sind. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie der Albright-Stiftung, die jährlich die 160 größten deutschen Börsenunternehmen auf Diversität und Gleichstellung untersucht. Der Anteil an Frauen ist sowohl in den Vorständen (auf 17,4 Prozent) als auch in den Aufsichtsräten (auf 36,1 Prozent) gestiegen.

Im letzten Jahr gingen 37 Prozent der neuen Vorstandspositionen an Frauen. Im Vergleich zum letzten Jahr sind es 25 Männer weniger und 22 Frauen mehr in den Vorständen, insgesamt kommen in den Vorständen der größten deutschen Unternehmen 121 Frauen auf 574 Männer. Zwar klingt das erstmal nach guten Nachrichten für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau, doch sei der Wandel zu langsam und noch zu minimal.

Frauen immer noch die Ausnahme

Zwar ist der Anteil an Frauen in Vorständen um 3,2 Prozentpunkte auf 17,4 Prozent gestiegen, sei aber immer noch viel zu gering. Auch wenn es immer mehr Frauen in die Vorstände großer Börsenunternehmen schaffen, bleiben sie die Ausnahme. 94 von 160 untersuchten Unternehmen haben Männer und auch Frauen in den Vorständen, jedoch kann man(n) den Plural in den meisten Fällen streichen. Denn ganze 71 dieser Unternehmen haben nur eine einzige Frau im Vorstand. Unter anderem die Deutsche Bank, BMW und Volkswagen. Neun Unternehmen haben weder eine Frau im Vorstand noch im Aufsichtsrat. Gerade mal vier Dax-Unternehmen – also die 40 größten deutschen Börsenunternehmen – haben eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent, wie etwa Siemens und Zalando.

„Viele Unternehmen haben nun eine Frau im Vorstand, das entwickelt sich gerade zur neuen Norm. Dieses Verständnis ist aber bedenklich – wir brauchen einen substanziellen Frauenanteil in den Vorständen“, sagen die beiden Geschäftsführer*innen der AllBright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg.

An der Spitze sind die Zahlen, die ohnehin schon gering waren, sogar zurückgegangen. Die Anzahl der weiblichen Vorstandsvorsitzenden ist im Vergleich zu 2022 von neun auf sieben gesunken, auch bei den Aufsichtsratsvorsitzenden sind es nur noch sechs, letztes Jahr waren es noch acht. Damit gibt es mehr Vorstandsvorsitzende mit dem Namen Christian (9) als weibliche Vorstandsvorsitzende (7). Der Männeranteil bei den Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden liegt jeweils bei rund 96 Prozent.